Wir brauchen „gute Herrscher“
In den beiden Marc Aurel Ausstellungen in Trier ging es auch um die Frage, was einen guten Herrscher auszeichnet. Marc Aurel (121-180 n.Chr.) hat die Erwartungen an ihn als römischen Kaiser erfüllt, weil er sich für die Einheit und die Sicherung des Friedens in seinem Imperium einsetzte. Gerechtigkeit, das Gemeinwohl und die Pflichterfüllung waren ihm auch sehr wichtig. Seine Liebe zur Philosophie galt als Privatangelegenheit. Sie unterscheidet ihn aber schon in der Antike von anderen Herrschern. Als 1559 dann seine „Selbstbetrachtungen“ ins Lateinische übersetzt wurden, trat des Bild des Feldherrn hinter das des Philosophen zurück. Ratgeber für allgemeine Lebenshilfe und Führungsstil lassen sich bis heute von Marc Aurels Schrift inspirieren. Da ist z.B. zu lesen: „Was immer du tust, tue es gut und bedenke das Ende.“
In der katholischen Kirche wird am letzten Sonntag des Kirchenjahres vor dem 1. Adventssonntag das Hochfest Christkönig gefeiert. Viele können mit diesem Fest heute nichts mehr anfangen. Zehn Jahre nach der Einführung des Festes durch Papst Pius XI. 1925 war es politisch bedeutsam als Zeichen des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Deutsche katholische Jugendliche widersetzten sich dem Führerkult und schrieben das Zeichen für Jesus Christus auf ihre Fahnen. Sie wollten dem König Jesus Christus folgen, dem Herrscher des Friedens und der Liebe. „Ich bin gekommen, nicht um mich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen.“ (Markus 10,45) Auf einem Esel ritt Jesus in die Stadt Jerusalem ein, nicht auf einem Pferd oder in einer Königskutsche. Sein Thron war das Kreuz. Seine Krone war nicht aus Gold, sondern aus Dornen. Er war ein König für die Menschen. Das Hochfest Christkönig kann uns heute daran erinnern, dass die westlichen Demokratien sich auf christliche Werte berufen haben und entscheidend von diesen geprägt wurden. Dies gilt noch heute für einige Parteien. Dabei sind die christlichen Werte aber auch immer wieder eine Herausforderung für sie, wenn es um den Lebensschutz am Anfang und Ende des Lebens geht, um Klimaschutz, die Seenot-Rettung oder das Asylrecht und den Familiennachzug. In der Nachfolge Jesu sind alle Christen und jeder einzelne heute herausgefordert, sich an seinem Platz und nach seinen Möglichkeiten einzusetzen: für den Frieden und mehr Gerechtigkeit, für Menschen am Rand der Gesellschaft, ob sie behindert, krank oder alt sind, gegen Hass und Hetze und für ein gutes Miteinander aller Menschen, gleich welcher Herkunft, Hautfarbe und Religion. In diesem Sinne sind Verantwortliche gesucht, die als Vorbild mit gutem Beispiel vorangehen und überzeugen.
Manfred Walter, Pastoralreferent i.R., Wittlich
