Sommerinterview
Interessiert verfolge ich derzeit die Sommerinterviews mit Politiker_innen jedweder Couleur im Fernsehen. Dabei fällt mir immer wieder eine Gemeinsamkeit auf. Egal, wie konkret die gestellte Frage auch ist, sie wird nie konkret beantwortet. Oftmals kreist die Antwort die Frage noch einmal vorsichtig ein und verschwindet dann im Nichts. Auch mehrere Nachfragen seitens der Moderator_innen führen nicht zum Ziel. Die Nichtbeantwortung der Frage lässt für die Zukunft alle Optionen offen. Nur nicht festlegen. Nichts sagen, woran ich später gemessen werden kann. Als Pfadfinder bin ich da anders sozialisiert. Im Pfadfindergesetz heißt es: "Als Pfadfinder_in sage ich, was ich denke und tue, was ich sage". Was heißt das für mich ganz konkret? Ich bilde mir eine Meinung, beziehe Position und trage mit meiner Aussage zu einer offenen Diskussion bei. Ich stehe zu dem, was ich sage und lasse mich an dem messen, was ich gesagt und auch versprochen habe. Ich lasse andere zu Wort kommen, wäge deren Argumente ab, mache sie mir zu eigen, oder verwerfe sie. Das ist das, wonach ich mich immer mehr sehne. Menschen, die zu ihren Aussagen und Versprechen stehen. Menschen, die natürlich auch mal irren, die aber auch zu ihren Irrungen stehen können und sich dafür sogar entschuldigen. Ich habe Sehnsucht nach wahrhaftigen Menschen. Sehnsucht nach einem offenen Meinungsaustausch, der von gegenseitiger Wertschätzung, konstruktiver Kritik und Interesse an der Meinung des jeweiligen Gegenübers geprägt ist. Und ich habe Sehnsucht nach Menschen, deren Zusage gilt. Jesus hat uns das vorgemacht. Seine Zusage, sein Ja zu mir, das gilt bis heute. Es gilt bedingungslos. Lassen wir uns davon inspirieren.
Thomas Pesch, stellv. Pflegedirektor im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich
und Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit