Sich auf den Weg machen verändert die Sicht
Mit unvergesslichen Eindrücken war ich von meiner Reise in die Dolomiten heimgekehrt. Ganz bewusst hatte ich die Erfahrung gemacht, wie sich hinter jeder Kehre die Bergkulisse in einem anderen Bild zeigte. Die imposant aufragenden Felsformationen boten oft nur einen sehr engen Horizont, aber das änderte sich ständig, solange ich unterwegs war.
Auf der Sella-Pass-Höhe ging der Blick dann ins Weite, fand doch wiederum eine Begrenzung in der Ferne.
Hinter dem Horizont geht’s weiter, durchfuhr es mich und fand mich mit dieser Feststellung in meinem Alltag wieder.
Der Spruch „Wenn durch dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenzen“ lässt erahnen, dass es dabei nicht nur um das optisch wahrnehmbare Blickfeld geht, sondern genauso um den Blick in meinem Alltag, auf die Menschen, die Arbeit, auf anstehende Probleme und Sorgen. Vorurteile, Ängste, übertriebene Erwartungen engen den Blick, lassen Ausweglosigkeit erleben. Und doch gibt es da unerwartet Lösungswege, aber meist erst, wenn ich mich bewege, aus festen Vorstellungen ausbreche, liebgewordene Gepflogenheiten loslasse und scheinbare Sicherheiten verlasse.
Genau das hatte auch damals Jesus angetrieben, als er sich auf dem Weg machte, um seine Botschaft vom Reich Gottes den Menschen nahe zu bringen. Immer wieder lenkte er den Blick raus aus festgefahrenen Gewohnheiten, entlarvte Sinn entleerte Gesetze und öffnete somit eine neue Sicht auf das Leben – für ein gelingendes Miteinander der Menschen und die Erfahrung einer neuen Beziehung zu einem Gott, der Vater genannt sein will.
Konsequent ging er diesen Weg und hinterließ den Jüngern durch die Überwindung seines Todes die Hoffnung auf die eigene Auferstehung.
Diese Botschaft feiern wir ja nun bald an Ostern. Viele tun sich schwer damit, weil ihr Verstand die Sicht darauf einengt. Vielleicht kann es hier hilfreich sein, der Erfahrung zu vertrauen: Hinter dem Horizont geht’s weiter! Sicherlich auch hinter der letzten Begrenzung unseres irdischen Daseins, dem Tod.
Elfriede Klar, Lehrerin im Ruhestand, Esch