Politische Kundgebung oder Wer wird da angebetet?
Politische Kundgebung oder Wer wird da angebetet? und Man kann Hass nicht säen, ohne selbst von ihm vergiftet und irgendwann getroffen zu werden!
"HAND ÜBER TRUMP"
Sie haben sich vor Trumps Villa in Florida versammelt,
um für ihr Idol zu beten.
Beten ist etwas Gutes. Es ist Ausdruck des Vertrauens
zu Gott und der Nähe zu einem Menschen. Beten ist
etwas sehr Persönliches. Für Jesus gehört es mehr ins
"Kämmerchen"(Mt 6,6) als auf die Gasse. Doch natürlich
kann man auch im öffentlichen Raum beten. Was mich an
den Betenden in Florida jedoch befremdet, sind die
Transparente und Plakate, die sie stolz und medienorientiert
hochhalten. Damit demonstrieren sie ihr Beten geradezu.
Tatsächlich wirkt ihr ganzes Auftreten viel mehr wie eine
Demonstration, eine politische Kundgebung, als ein gesammeltes
Gebet.
Gehört ein Gebet nicht ganz allein Gott? Ich spüre, wie fremd
es mir ist, eine politische Kundgebung Gebet zu nennen und
beides so zu vermischen.
Es fällt mir schwer, meine Zweifel zu unterdrücken: Wen beten
viele dieser Menschen in Wahrheit an?
Wofür muss Gott ein weiteres Mal herhalten?
Schon während des Schreibens dieser Zeilen spüre ich, wie
sehr ich dazu neige, zu verallgemeinern und damit denen
Unrecht tue, die aufrichtig für Trump gebetet haben.
Es tut mir leid. Trotzdem möchte ich diese Sätze und
meine Zweifel stehen lassen, genauso. Denn noch schwerer
wiegt für mich die Sorge und Befürchtung, dass die Kostbar-
keit des Betens, das Gott-Vertrauen, in den Schmutz
billiger Strassenkampagnen gezogen werden.
Hat Gott diese Gebet erhört? Hat er längst vorher seine
Hand über ihn gehalten? Niemals ist Gott auf der
Seite derer, die Leben vernichten. Und wo Leben
behütet wird, das glaube ich von Herzen, ist Gott sehr
nah. Behütet, weil "Gott noch Grosses mit Trump vorhat"
(so seine Anhänger)? Ich zweifle wieder.
Eher doch, weil Gott in seiner unendlichen Liebe keinen
Menschen aufgibt. Auch die nicht, an denen wir fast
verzweifeln. Man kann nur hoffen, dass Trump und seine
Anhänger begreifen, dass man Hass nicht säen kann,
ohne selbst von ihm vergiftet und irgendwann getroffen
zu werden. Das ist ein stilles Gebet wert.
Jörg-Walter Henrich, ev. Pfr. in Tr.-Tr.