Peter und ?
So wie Black & Decker, Hinz und Kunz oder C & A, so werden auch Peter und Paul fast immer in einem Atemzug genannt, die beiden Apostel, an die die Kirche heute, am 29. Juni, besonders erinnert. Beide fanden im 1. Jahrhundert in Rom einen gewaltsamen Tod, weil sie sie sich zu ihrem Christsein bekannten. Ihre Gräber in St. Peter im Vatikan und in St. Paul vor den Mauern sind bis heute ein Muss für alle Pilgerinnen und Pilger, die die Ewige Stadt aufsuchen. Kirchensäulen, so werden sie in einem Lied besungen. Säulen mit den sprichwörtlichen Ecken und Kanten, die sie so sympathisch machen. Peter und Paul, zwei starke Typen, die sich gehörig in die Wolle bekamen, als es um die Frage ging, was Christsein bedeutet und ausmacht. Petrus, der Wortführer der ersten Gemeinde in Jerusalem, einfacher Fischer, bodenständig, Bewahrer, Verfechter der Tradition …. und Paulus, gebildet, weltgewandt, weltoffen, ein Reisender in Sache Christusglaube, ein Pionier; zahlreiche Gemeinden im Mittelmeerraum verdankten ihre Existenz seinem Wirken.
Ich finde gut, dass die beiden unterschiedlichen Charaktere miteinander gefeiert werden. Denn zum Fortschritt, sei es gesellschaftlich, kirchlich, im persönlichen Leben, braucht es beides! Das Konservative und das Progressive. Beim Gehen macht man sich das vor. Im ständigen Wechsel der Bewegung wird mal das eine Bein zum Standbein, das andere zum Spielbein. Das eine berührt den Boden, das andere lässt los. Nur Standbein erzeugte Stillstand. Nur Spielbein ließe abheben. Es braucht gleichermaßen den Bodenkontakt und das Loslassen! Also Festhalten an dem, was als richtig und wichtig erkannt ist und den Spielraum, den Freiraum, die Bereitschaft sich auf Neues einzulassen, Veränderung zuzulassen. Nur wer sich beides zugesteht, und keinem die Berechtigung abspricht, fängt die Wahrheiten und Qualitäten beider Seiten ein. Es wäre töricht darauf zu verzichten. Darum nicht nur Peter und nicht nur Paul, sondern: Peter und Paul!
Matthias Veit, Dekan im Pastoralen Raum Wittlich