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Orientierung finden

Datum:
25. Okt. 2025
Von:
Roland Hinzmann

Orientierung finden

Ich war vor Kurzem mit einer Gruppe zum Wandern in den Bergen unterwegs. Wir wurden

hervorragend geführt und unsere Begleiterin versprach: „Mit mir gehen Sie heute Wege, die in keiner

Karte eingezeichnet sind.“ Wir haben uns auf besondere Trampelpfade mit besonderen Ausblicken

gefreut. Gut, dass ich den Weg nicht kennen muss und mich auf sie verlassen darf, dachte ich mir.

Eine Sicherheit brauche ich jetzt, um mich ganz auf mich konzentrieren zu können. Diese Wanderung

wurde dann auch zu einem Erlebnis, weil nicht nur die Wege sehr abwechslungsreich waren, sondern

auch die Natur sich uns von ihrer schönsten Seite präsentierte. Im Gehen blieb ich immer wieder an

dem Gedanken hängen, dass ich dieses Erlebnis nie ohne diese Wanderführerin gefunden hätte und

gleichzeitig wurde mir bewusst, dass die beeindruckende Natur in diesem Moment mein persönliches

Geschenk war. Mein Herz öffnete sich und meine Wahrnehmung intensivierte sich. Alle, die ähnlich

gerne wandern oder spazieren gehen, werden diese Erfahrung kennen. Man kommt nicht nur mit sich

selbst mehr und mehr in Einklang, weil sich die Gedanken sortieren können, sondern die eigene

Aufmerksamkeit für die Mitmenschen und alles drumherum verändert sich.

Durchatmen, sortieren, in Balance kommen und nachdenken geben Kraft und Orientierung. Es könnte

doch im Leben alles so einfach sein, wenn ich immer jemandem folgen könnte, der es gut mit mir

meint und den Weg für mich kennt, dachte ich mir. Dieser Gedanke ließ mich auf unserer Wanderung

nicht mehr los, weil ich wusste, dass der Alltag bald wieder Anforderungen und Entscheidungen von

mir erwartete.

Und dann gab uns unsere Begleiterin auch diesen Hinweis: Für wen und durch wen wurde denn diese

wunderbare Natur geschaffen?

Ein ganz weiter Horizont machte sich in mir auf und es wurde eine Gewissheit deutlich, dass meine

Begeisterung für diese Natur aus meiner Beziehung zu Gott heraus erwachsen ist.

Wenn er mich persönlich meint und mir zeigen will, was gut für mich ist, dann liegt es vielleicht auch

an meiner Aufmerksamkeit, wenn ich manchmal orientierungslos bin.

Im Weitergehen und in den nächsten Tagen wurde diese Erkenntnis immer mehr gefestigt, dass ich

nicht allein durchs Leben gehe. Im Austausch in der Wandergruppe wurden die Gespräche sehr

persönlich und schwierige Erfahrungen schienen erträglicher. Wir sind auf dieser Welt gemeinsam

unterwegs und obwohl wir alle sehr unterschiedlich sind, können wir uns gegenseitig Zuversicht

geben. Ich freute mich auf meine Lieben zuhause, die mich in meinem Leben schon lange begleiten

und mir wichtig sind.

Aufmerksam sein, um Antworten auf Fragen im Leben zu finden, die ich mir gerade stelle, ist eine

große Herausforderung. Wahrzunehmen, wer und wie wir erkennen, was Gott uns gerade deutlich

machen und zeigen will, scheint mir eine große Übungsaufgabe zu sein.

In dieser Wanderführerin entdeckte ich plötzlich mein Gottvertrauen und meine Begeisterung für die

Natur wieder neu. In dieser persönlichen Aufmerksamkeit wuchsen in mir in diesen Tagen verstärkt

eine Zuversicht und eine Hoffnung, dass Gott und meine Mitmenschen mir Orientierung geben

möchten.

Roland Hinzmann