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Nie wieder ist jetzt!

Datum:
27. Jan. 2024
Von:
Thomas Pesch

Heute ist der 27. Januar, der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. In den letzten Jahren war dieser Gedenktag für mich und sicher auch viele andere nur eine Randnotiz. Weit weg das alles. Ein schlimmer Teil der Geschichte unseres Landes, ein Auftrag an unsere und die nachfolgenden Generationen, aber überdeckt von tagesaktuellen Ereignissen. Vielleicht überdeckt von der Bequemlichkeit, von der Verdrängung, um bei all den Nachrichten, die auf uns einprasseln Ruhe finden zu können. In diesem Jahr ist das anders. Ein Ruck geht durch die Breite unserer Gesellschaft. Hunderttausende waren in den letzten Tagen auf den Straßen, um für unsere bunte multikulturelle Gesellschaft einzustehen. Plötzlich wird klar, dass wir Gefahr laufen können, all das zu verlieren, was für uns in unserem Land schon lange zum Alltag gehört. An meinem Arbeitsplatz arbeiten Menschen aus allen Teilen dieser Welt, sie machen ihre Ausbildung bei uns, sie arbeiten für die Anerkennung ihres im Ausland erworbenen Berufsabschlusses, sie arbeiten als Ärztin oder Arzt, in der Küche, in der Verwaltung, überall. Ohne sie ist unser Betrieb nicht denkbar. So sieht unsere Gesellschaft aus. Bunt und international. Wir profitieren voneinander. Von den Erfahrungen, von den Geschichten, die jede und jeder von uns mitbringt. Wir wachsen und entwickeln uns zusammen. Wir leben gemeinsam in einem demokratischen und freien Land. Dafür müssen wir jetzt aufstehen. Auf den Straßen und den Plätzen, aber nicht nur dort. Diese Haltung müssen wir auch im Alltag vertreten. Im Gespräch mit Bekannten, in der Diskussion am Arbeitsplatz, beim Treffen im Verein. Diese Haltung, unser Einstehen für ein demokratisches, offenes und buntes Land, muss Teil unseres Alltags sein. Nur so können wir uns die Freiheit erhalten, die wir an unserem Land so schätzen. Sicher ist das nicht bequem, manchmal sogar anstrengend, aber es muss sein. Nie wieder ist jetzt!

Thomas Pesch, stellv. Pflegedirektor im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich
und Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit