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Mögen Worte zu Pflugscharen werden...

Datum:
28. Okt. 2023
Von:
Rainer Martini

Waffen – seit dem Krieg in der Ukraine ist dieses Wort täglich in den Nachrichten zu hören. Panzer, Artillerie, Gewehre – wir alle haben diese Bilder vor Augen, wenn wir das Wort „Waffen“ hören. Aber für uns scheint diese martialische Gewalt einige tausend km entfernt und die Waffen zum Anfassen sind weit weg. Was wir jedoch oft übersehen: Jeder von uns trägt Waffen bei sich – jederzeit und an jedem Ort. Und diese Waffen sind – Worte! Mit unseren Worten können wir Anderen Lebensfreude nehmen, sie verletzen und kränken, krank machen - ja, vielleicht sogar töten. Ob in der Familie oder unter Schulkindern, ob unter Kollegen am Arbeitsplatz oder zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden – die Wahl der Worte entscheidet darüber, ob Menschen leichten Herzens leben können oder am Boden zerstört sind. Ob sie alle Lebenssituationen stark und mutig angehen oder resigniert und mutlos aufgeben. Ob sie seelisch - und eng damit verbunden – auch körperlich gesund oder krank sind. Ob sie leistungsfähig und kreativ oder demotiviert sind. Ein paar Worte nur – leichtfertig dahin gesagt oder bewußt und absichtsvoll eingesetzt - können aufbauend oder zerstörerisch sein. Ich habe es selbst erlebt – als noch unsicherer Berufsanfänger hat mich vor fast dreißig Jahren mein damaliger Chef mit ermutigenden Worten spüren lassen, dass er mir zutraut, meine Aufgabe gut bewältigen zu können, hat mir im gütigen Gespräch Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gegeben, hat mich zu dem werden lassen, der ich heute bin. Seine Worte und sein Zutrauen und Vertrauen waren ein Segen für mich. Er benutzte Worte nicht als Waffen, sondern als Pflugscharen, in denen eine fruchtbare Saat aufgehen konnte. Und dafür bin ich ihm heute noch unendlich dankbar! Dies ist nur ein Beispiel. Sorgsam von uns allen bedachte und von Herzen kommende, ehrlich gemeinte Worte schenken Lebensfreude, Leichtigkeit des Seins und Frieden – im Kleinen wie im Großen! 

Seien wir uns deshalb doch alle täglich darüber bewusst, dass wir unsere stets mitgeführten potentiellen Waffen nicht unheilvoll einsetzen, sondern dass sie zu Werkzeugen des Verständnisses, der Güte und der Liebe werden und dass Friede und Segen von ihnen ausgehe. 

Rainer Martini 

Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück