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Mit allen Wassern gewaschen

Datum:
7. Jan. 2023
Von:
Matthias Veit

Das Kirchenjahr drückt ganz schön auf die Tube. Eben erst haben wir Weihnachten gefeiert,
das Kind von Betlehem in der Krippe bestaunt, die Sternsinger auf unseren Straßen gesehen,
und jetzt, an diesem Wochenende - so nach der Leseordnung der katholischen Kirche - steht
bereits der erwachsene Jesus vor uns, der sich im Jordanfluss von Johannes taufen lässt.
Taufe des Herrn heißt denn auch dieser Sonntag im kirchlichen Kalender.
Ich erinnere mich noch gut. Es hatte vor Jahren in seinen Gemeinden für gehörigen Wirbel
gesorgt, als einer meiner Mitbrüder aus meinem Weihejahrgang die Kinder „so wie früher“
taufte, d.h. die kleinen Täuflinge im Taufbecken ganz untertauchte! Ganz untertauchen? Ist
das nicht gefährlich? Einen solchen Vorgang kannte ich nur aus dem Schwimmbad, wenn wir
jungen Kerle uns aus lauter Übermut gegenseitig tunkten. Eindrücklich muss diese
ursprüngliche Ganzkörpertaufe in jedem Fall gewesen sein. Da bekommt man
augenscheinlich mit, was es heißt „mit allen Wassern gewaschen zu sein“. Normalerweise
verstehen wir darunter eher etwas Negatives. Da ist einer verschlagen, gerissen,
unberechenbar; einer, vor dem man sich in Acht nehmen sollte. Heute will ich es bewusst
anders verstanden wissen. Als Getaufter, als Christin, als Christ, bin ich eingetaucht in die
Gemeinschaft mit Gott, bin ich „umspült“, umfangen, von Gottes Liebe. Er steht zu mir. Ich
bin durchtränkt, durchdrungen von seiner guten Kraft, dem Heiligen Geist. Und das kann, ja
soll ich zeigen. Es gibt so viele Getaufte auf dem Papier. Vielleicht zählen Sie hinzu. Und
wenn es so ist, dann nicht abtauchen, auftauchen, zu erkennen geben, mit welchem Wasser
wir gewaschen sind. Wir sind es den Menschen schuldig. Ein anspruchsvolles
Jahresprogramm.

Matthias Veit, Pfarrer der Pfarrei Im Wittlicher Tal St. Anna