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Lichtblick

Datum:
19. Apr. 2025
Von:
Markus Leineweber

Lichtblick 

Wenn man die Kar- und Ostertage mitverfolgt, findet man sich in einer „Gefühlsachterbahn“ wieder: von „himmelhoch jauchzend“ bis „zu Tode betrübt“. Da ist der Palmsonntag, an dem alle wie in Ekstase Jesus zujubeln und ihn als den Retter der Welt willkommen heißen, dann das letzte Abendmahl mit der Ankündigung seines nahenden Todes, noch in der gleichen Nacht seine Festnahme, sein Leidensweg und sein Tod am Karfreitag, die Trauer und die Ohnmacht des Karsamstags und dann wieder das Halleluja und die Freude über die Auferstehung Jesu am Ostersonntag. Da emotional mitzukommen ist nicht so einfach. Dabei sind diese Gefühlsschwankungen gar nicht so ungewöhnlich für uns. Wie oft liegen Freud und Leid in unserem Leben dicht beieinander. Wie oft werden wir vor die Herausforderung gestellt, ganz unterschiedliche Gefühlslagen zu bewältigen, zuzulassen und auszuhalten; ganz besonders dann, wenn Tod und Leid mitten in unser Leben hineinbrechen. Da geht es uns nicht viel anders wie den Jüngern damals, die den Tod Jesu am Kreuz nicht verhindern konnten. Das Kreuz scheint fester Bestandteil unseres Lebens zu sein. Das Kreuz durchkreuzt unser Leben mit jedem Schicksalsschlag, der uns widerfährt, mit jeder Ungerechtigkeit und Gewalt, die wir erleben.  

 Bleibt uns also nichts anderes übrig als das Kreuz hinzunehmen, es zu akzeptieren? Käme dies nicht einer Kapitulation vor dem Kreuz gleich? So zumindest musste es den Menschen, die unter dem Kreuz Jesu standen, enttäuscht, wütend und traurig waren, vorgekommen sein; bis, ja bis zu dem Tag, als sie davon erfuhren, dass dieser Jesus auferstanden sei, lebe und den Tod am Kreuz überwunden habe.  Seitdem hat sich für Christen der Blick auf das Kreuz verändert: Als Christen übersehen wir das Kreuz nicht – im Gegenteil: wir nehmen es wahr in all seiner Deutlichkeit. Doch wir blicken über das Kreuz hinaus und vertrauen auf das Licht, das uns aus der Welt jenseits des Kreuzes erscheint. Ein Licht, eine Perspektive, die wir an Ostern, dem Fest der Auferstehung feiern.  

Das klingt gut. Angesichts der vielen Karfreitagserlebnisse, die wir im Alltag erfahren müssen, wird es uns jedoch oft schwer, manchmal gar unmöglich gemacht, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Und doch gibt es auch in diesen Situationen immer wieder Menschen, die uns in schweren Stunden nicht alleine lassen und schon durch ihr Dasein für uns zu einem Lichtblick werden, der hilft, dass das Dunkel nicht zur Finsternis wird. Menschen, die anderen Menschen helfen wieder aufzustehen. Am Ende sind es diese Begegnungen die uns das, was wir an Ostern feiern, erfahrbar werden lassen. Ostern ist daher immer auch eine Einladung, die Menschen in den Blick zu nehmen und zu feiern, die für andere Menschen zu „Ersthelferinnen und –helfern“ der Auferstehung werden. Ich bin sicher, jeder von uns wird solche Menschen in seinem Umfeld für sich entdecken. Vielleicht findet sich ja auch die Zeit, es ihnen einmal zu sagen. In diesem Sinne frohe und gesegnete Ostern.  

 

Markus Leineweber, Trier