Lächeln verboten...
Diese Erfahrung machte ich, als ich kürzlich in der Fotoecke eines Drogeriemarktes nach einem Foto fragte, das mich freundlich lächelnd zeigen sollte.
„Mit Lächeln geht das hier nicht, wir machen biometrische Bilder“, erfuhr ich und war verdutzt.
Ich begann über das Lächeln nachzudenken und entdeckte, dass sich viele Lebensweisheiten
damit beschäftigten, so auch der Spruch: „Das Lächeln ist ein Fenster, durch das man sieht, ob das Herz zu Hause ist.“
Es hat wohl damit zu tun, ob wir mit uns selbst „im Reinen“ sind und empfindsam für
die Eindrücke von außen. Das Leben selbst ist es, das uns Anlass zum Lächeln gibt, wie es ein Text aus Arabien sagt: „Lächle, denn es gibt einen Frühling in deinem Garten, der die Blüten trägt, einen Sommer, der die Blätter tanzen und einen Herbst, der die Früchte
reifen lässt.“ Und mittendrin der Mensch. Der flämische Theologe Phil Bosmans meint: „Lä-chelst du Kinder an, lächeln sie zurück. Lächelst du Große an, fragen sie sich: Was hat der
bloß?“ Auf dem Weg zum Erwachsenwerden haben wir gelernt, unser Inneres zu schützen, da wir so verletzlich sind.
Und doch bleibt uns im Lächeln die Chance, uns zu öffnen, unsere Gefühle auszudrücken und eine gute Verbindung von Mensch zu Mensch zu schaffen.
Auch Jesus, der als Rebell und Aufwiegler erschien, wenn er gegen die verkrusteten und sinnentleerten Strukturen in Gesellschaft und Glaubensleben anging, muss ein gewinnendes authentisches Lächeln im Gesicht gehabt haben – wie sonst hätten die Menschen ihm vertraut und ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen?!
„Lächeln gehört zu nur den wenigen Dingen, die noch steuerfrei sind“, las ich auf einer Bildkarte.
Nutzen wir doch diesen Freiraum! Ein biometrisches Gesicht fürs Passbild, ja!
Ansonsten ein Gesicht, das lächelt, das Herzen öffnet und Menschen verbindet. Damit würde auch die Aussage Nietzsches hinfällig: „Vielleicht könnte ich ja noch glauben, wenn die Christen erlöster aussähen.“
Elfriede Klar, Lehrerin im Ruhestand, 54518 Esch