Krieg und Frieden
Krieg und Frieden
Mit der Kapitulation Japans endete am 2. September vor 80 Jahren weltweit der Zweite Weltkrieg. Acht Jahrzehnte haben die Waffen in Europa geschwiegen. Was folgte war die Hoffnung: „Nie wieder Krieg." Die Gründung der EU und später der Zusammenbruch der UdSSR schienen diese Hoffnung zu besiegeln. Ein Krieg in Europa schien undenkbar. Doch die Geschichte hat uns eines Besseren belehrt. Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat unsere friedliche Weltordnung erschüttert. Was wir für selbstverständlich hielten, wurde plötzlich fragil.
Aber nicht nur bei uns, sondern weltweit leiden Menschen immer noch unsägliche Qualen in Kriegen. Wo finden wir in diesen Zeiten Halt und Orientierung? In solchen Momenten kann der Glaube im Alltag eine zentrale Bedeutung erlangen. Jesus Christus hat uns den Weg zum Frieden gewiesen, nicht als ferne Utopie, sondern als gelebte Wirklichkeit im Hier und Jetzt. „Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich Euch, wie die Welt gibt" (Johannes 14,27). Diese Worte erinnern uns daran, dass wahrer Friede mehr ist als die Abwesenheit von Krieg. Die Verantwortung für Krieg und Frieden liegt letztlich in Menschenhand, sie liegt in uns. Wenn Jesus sagt: „Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen" (Matthäus 5,44), fordert er uns zu einer radikalen Umkehr auf. Angesichts der Weltlage klingen diese Worte utopisch.
Doch genau hier liegt die transformative Kraft des Glaubens. Nachhaltiger Friede kann nur entstehen, wenn wir uns verändern und uns auf die Grundwerte besinnen, die Jesus vorgelebt hat: Vergebung statt Vergeltung, Dialog statt Konfrontation, Mitgefühl statt Gleichgültigkeit und Hilfe für Schwächere. „Selig sind die Friedensstifter, denn sie werden Gottes Kinder heißen" (Matthäus 5,9) – diese Seligpreisung ist keine fromme Floskel, sondern ein Handlungsauftrag.
Auch wenn wir die Kriege in der Welt nicht direkt beenden können, wir müssen bei uns selbst anzufangen. Frieden beginnt im Kleinen, in unserem direkten Umfeld: im respektvollen Umgang mit Andersdenkenden, im Engagement für Gerechtigkeit und im Gebet für jene, die unter Gewalt leiden. Während wir dem 80. Jahrestag des Kriegsendes entgegenblicken, sind wir aufgerufen, die Hoffnung nicht aufzugeben. Der christliche Glaube verheißt nicht ein Leben ohne Konflikte, aber er schenkt uns die Zuversicht, dass Gottes Frieden selbst die tiefsten Gräben überwinden kann. In einer Welt der Unsicherheit bleibt diese Hoffnung unser Licht – jeden Tag aufs Neue. Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesegnetes und friedliches Wochenende.
Gerd Schumacher, Evangelische Kirche