Kopf hoch!
Liebe Leserinnen und Leser!
Gehören Sie auch schon dazu: zur sogenannten „Head-Down-Generation“?
Der Begriff ist mir vor kurzem begegnet – und ich habe mich ertappt gefühlt! Head-Down-Generation – so nennen Verhaltensforscher inzwischen diejenigen von uns, die ständig, ob im Zug, im Bus, in der Fußgängerzone, im Café, auf dem Fahrrad oder E-Scooter (wie gefährlich!) oder auch zu Hause am Küchentisch, während jemand neben mir sitzt, nur noch den Kopf neigen – also „head down“ schauen, um aufs Smartphone zu blicken. Es könnte ja jemand etwas von mir wollen, es könnte eine neue Nachricht ankommen, eine neue Eilmeldung, ich könnte ja etwas verpassen… was übrigens bei nicht wenigen sogar zu schädlichen und schmerzhaften Haltungsschäden führt.
Head-down: Das ist offenkundig eine unnatürliche Haltung für den menschlichen Körper. Dafür sind wir nicht geschaffen, um ständig mit gesenktem Kopf durchs Leben zu gehen.
Aber das ist nicht nur körperlich schädlich, sondern auch zwischen-menschlich gesehen, das schadet der Gemeinschaft, denn das Signal, das ich dem anderen, dem konkreten Menschen, der mir begegnet oder gegenübersteht, damit gebe,
wenn ich ständig aufs Smartphone blicke, heißt:
-> „Du bist mir nicht mal mehr einen Blick wert!“
-> „Für dich interessiere mich nicht.“
-> „Du bist mir nichts: als gleichgültig.“
-> „ich genüge mir selbst und richte mich ein in meiner Blase.“
Und wir schirmen uns ab, jeder in seiner eigenen Welt, seiner eigenen Blase, und leben aneinander vorbei.
Wie schön wäre es, wenn mit uns wieder eine neue Generation heranwächst, die man nicht mehr die „Head-Down-Generation“ nennt. Sondern wenn man uns irgendwann, bewundernd, staunend und stolz: die „Head-Up-Generation“ nennt.
Also die, die den Kopf erhoben haben, und deshalb: die Not der Welt sehen und lindern helfen können. Denn in jedem Menschen, der mir begegnet: Wartet eine ungelesene Nachricht, die Gott selbst mir geschrieben hat
und auf die Er eine heilsame Antwort erwartet, geradezu eine Eilmeldung Gottes, die meine volle Aufmerksamkeit verdient hat.
Wie anders würde unsere Welt aussehen, und: wie anders würde mein Leben aussehen, wenn ich mindestens genauso viele Blicke, die ich jeden Tag aufs Smartphone werfe, mindestens genauso viel Zeit und Aufmerksamkeit, die ich dem Netz widme, wenn ich mindestens genauso viel davon meinen Mitmenschen widmen würde?
Diese neue Welt, diese neue Generation, diese „Head-Up-Generation“, die wir uns doch alle nur wünschen können, sie beginnt mit mir, mit meiner Entscheidung, mit meinen offenen Augen, meinem offenen Herzen. Sie beginnt mit mir. Oder sie beginnt gar nicht.
Also: Kopf HOCH!
Das ist die Haltung, mit der wir Christen durchs Leben gehen dürfen und die unsere Welt verdient hat.
Peter Zillgen, Jugendpfarrer im Visitationsbezirk Trier