Halt finden, Halt sein - wie ein Leuchtturm
Der Leuchtturm auf der Insel Ameland hat es mir angetan. Aufrecht steht er da als Fels in der Brandung. Gleichzeitig hat er die nötige Beweglichkeit, um in Stürmen nicht einzuknicken. Wie ein Vertrauter fragt er mich kritisch, wie ich dastehe in den Stürmen und Herausforderungen heute.
Mit seiner tiefen Verankerung im Boden fragt er, wo ich Halt finde, Tiefe, Sinn und echte Überzeugung. Mit sicherem Stand lässt er mich nach meinen Standpunkten und Haltungen suchen.
Mit seiner etwas erhöhten Stellung wird er gesehen und gibt Orientierung. Bin ich für andere erkennbar? Wird meine Haltung zu aktuellen Fragen sichtbar? Bin ich „Orientierungshilfe“? Bin ich „Licht der Welt“, erkennbar und hilfreich für andere?
Einmal musste ich mit Schrecken und blassgrünem Gesicht erleben, dass dieser stabile Leuchtturm bei heftigen Böen doch ins Schwanken geriet. Leuchttürme sind ja so konstruiert, dass sie sich bei Wind leicht biegen, damit sie Stürme elastisch abgefangen können. Wo, so frage ich mich, muss ich offen, flexibel, beweglich bleiben? Ich will ja nicht in starren, unmenschlichen, weltfremden Haltungen gefangen sein, die nicht helfen, tragen, weiterführen und mich wie einen starren Halm im Wind einknicken lassen.
Wenn das Leuchtturmlicht in der Nacht zuverlässig über die Insel strahlt, dann erinnert es mich unweigerlich an ein größeres Licht. Drei lange Strahlen, Pause, drei lange Strahlen, die „drei Balken“, erinnern mich an den, an dessen Orientierung und Halt ich mich halten kann, wenn meine Haltung zur Würde jedes Menschen gefragt ist. Gleichzeitig ermutigt mich die Dehnbarkeit und Elastizität Seiner Liebe dazu, diesen unbedingten Wert immer wieder neu durchzubuchstabieren in die aktuelle Diskussion, um den aktuellen Stürmen Stand zu halten.
Mich so zu justieren, dazu laden die Ausstellung und das Theater „Haltung heute“ in St. Bernhard Wittlich vom 29.06. bis 5.07.24 ein.
Armin Surkus-Anzenhofer, Pastoralreferent im Pastoralen Raum Wittlich