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Glaubst du...

Datum:
14. Sept. 2024
Von:
Elfriede Klar

„Glaubst du an Jesus?“ Mit dieser Frage überraschte mich meine 6-jährige Enkelin, nachdem sie dafür ihr Spielen spontan unterbrochen hatte. Was sie dazu bewog, bleibt mir ein Rätsel. Aber diese klare Frage wartete auf eine klare Antwort. Dabei machte ich mir wieder bewusst, dass „glauben“ aus dem Hebräischen mit „sich festmachen“. zu übersetzen ist. Und festmachen kann ich nur an etwas, das größerund stärker ist als ich selbst. Nur da kann ich Halt und Orientierung finden, besonders dann, wenn mir der Boden unter den Füßen weg zu gleiten droht. Somit hat glauben im Wesen nichts zu tun mit „für wahr halten, was die Kirche lehrt“, wie man es uns als Kindern beibrachte, sondern mit Vertrauen, wie es in einer guten Beziehung gelebt wird. So will auch Gott uns in einer vertrauensvollen Beziehung begegnen. Als der „Ich-bin-da“ hatte er sich einst Mose offenbart, eben als Einer, der mit uns auf dem Weg durchs Leben ist. Eine gute Beziehung lässt Zuversicht und Gelassenheit wachsen, gibt Lebensfreude und Kraft. 

„Beten ist Verweilen bei einem Freund“ hatte Teresa von Avila einmal geschrieben. Früher sagte man auch: „Not lehrt beten.“ Aber zu wem können die Menschen beten, wenn viele, wie es heutzutage scheint, Gott aus ihrem Leben ausgeklammert haben, ihm im Alltag keinen Raum mehr geben, ihn im Sprachgebrauch auf „Fußballgott“ und „Wettergott“ reduzieren oder als verschrecken Ausruf. „Oh mein Gott!“ 

Angesichts unserer derzeit so zerrissenen Welt hat der sowjetische Systemkritiker und Schriftsteller Solschenizyn es wohl auf den Punkt gebracht: 

„Die Menschen haben Gott vergessen, und das ist der Grund für ihre Probleme der Gegenwart. Wir werden keine Lösungen finden ohne die Umkehr des Menschen zum Schöpfer der Dinge. Und so scheint mir die Frage des Kindes „Glaubst du an Jesus?“ hochaktuell, wie auch eine Antwort darauf: „In Jesus hat der uns unbegreifliche Gott ein Gesicht bekommen und ist in unser Leben eingetreten. Auf ihn kann ich bauen und mich an ihm festmachen“. 

Elfriede Klar, Lehrerin im Ruhestand, Esch