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Er ist nicht hier … er ist heimgegangen

Datum:
26. Apr. 2025
Von:
Ingo Ruhe

Er ist nicht hier … er ist heimgegangen

Weißer Sonntag, oft der Tag der Ersten Heiligen Kommunion, als Erinnerung an die Liebe, die Christus uns zugesprochen und als Auftrag gegeben hat. Es ist die Liebe, die Kranken beisteht, die Mutlose aufrichtet, die Geflohenen Heimat gibt und zerbrochenen Hoffnungen ein Licht anzündet.

Papst Franziskus fuhr lieber im Kleinwagen, ging selbst zum Optiker für neue Brillengläser und er sprach einfach Obdachlose an. Er hat sich als pastoraler Streetworker für Obdachlose eingesetzt, Gefangenen die Füße gewaschen, Kranke besucht und Kindern eine Lobby gegeben. Vom ersten Tag seiner Wahl zum Papst an hat er sich dafür eingesetzt, dass die Kirche wieder demütig und menschenzugewandt wird. Er forderte, an die Ränder zu gehen, auch mit dem Verständnis, dass Armut und Bedürftigkeit auch im Sinne der geistigen Armut, die nach Gott hungert, zu verstehen ist. Im Inneren der Kirche übte Franziskus große Kritik gegen eine übermäßige Betonung des Klerus und dessen Tendenz zur Selbstverherrlichung und der Tendenz vieler Menschen, die Priesterstelle zu hoch zu erheben.

In seinem apostolischen Schreiben „Evangelii gaudium“ ermutigte Franziskus, „hinaus zu gehen aus der eigenen Bequemlichkeit und den Mut zu haben, alle Randgebiete zu erreichen, die das Licht des Evangeliums brauchen.“ Voraussetzung ist, dass die Kirche im Kontakt „mit dem Leben des Volkes steht und nicht […] eine Gruppe von Auserwählten wird, die sich selbst betrachten…“ Franziskus forderte, dass die Kirche wie der Vater des verlorenen Sohns, die Türen offenlassen soll.

Der Wunsch von Mitmenschen nach dem Sakrament der Taufe oder nach anderen Sakramenten wird so oft nicht wirklich ernst genommen. Es wird abgewunken und diese Bedürftigkeit werden vorschnell als sinnlos angezweifelt … ohne einfach mal auf Gott zu vertrauen.

Franziskus wollte eine Kirche „im Aufbruch“ mit offenen Türen, die ihre Ängstlichkeit ablegt, „um dem anderen in die Augen zu sehen und zuzuhören. Auch die Türen der Sakramente sollen nicht aus irgendeinem beliebigen Grund geschlossen werden dürfen. Alle können zur Gemeinschaft gehören und teilhaben, vor allem, wenn es sich um das Sakrament der Taufe handelt, das „die Tür“ ist oder auch die Eucharistie, die „nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen“ ist. Der Papst, der schon am ersten Tag zur Neuausrichtung der Kirche aufrief, forderte die Kirche im Inneren auf, sich nicht wie Kontrolleure der Gnade zu verhalten, wie eine Zollstation, sondern wie der Türöffner für „das Vaterhaus, wo Platz für jeden ist.“ Für uns Christen und besonders für den Klerus, mich inbegriffen, ist es der Auftrag, in der Begegnung mit Menschen, auch denen, die nicht in allem dem christlichen Ideal entsprechen, die Liebe und Barmherzigkeit Gottes zum Menschen deutlich zu machen. Letztendlich wollte Franziskus uns Christen Mut machen, jeden einzelnen Menschen für wertvoll anzusehen, so wie er ein Teil der Schöpfung ist, die Gott gut gemacht hat.

Ingo Ruhe, Logopäde und Diakon aus Schwirzheim