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An keiner Not vorübergehen…

Datum:
10. Juni 2023
Von:
Peter Zillgen

Liebe Leserinnen und Leser, 

haben Sie schon mal von den Hikikomori gehört? 

Ich hab sie erst letzte Woche kennengelernt – und sie schwirren mir seitdem durch den Kopf… Als Hikikomori werden in Japan Menschen bezeichnet, die sich nur noch in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer einschließen und den Kontakt zur Gesellschaft auf ein Minimum reduzieren. 

Sie reagieren damit auf den Druck der Leistungsgesellschaft, die in Japan besonders stark ausgeprägt ist, auf eine zunehmende Anonymisierung und ein grundsätzliches Gefühl der Überforderung. 

Und diese Menschen, das belegen dann Studien: Isolieren sich und werden immer trauriger, weil niemand Notiz von ihnen nimmt, weil ihnen ihr Leben wertlos vorkommt – und sie treiben die Suizidrate in Japan in die Höhe, die zu den höchsten weltweit gehört. Ihr Leben geht zu Ende, ohne dass es jemals richtig beginnen durfte. Ein trauriges Zeichen der Zeit… 

Wenn wir am Donnerstag vielerorts Fronleichnam gefeiert haben, dann steht da aber ein Gott im Mittelpunkt, der diese, unsere Not erkannt hat und der sich darum auf den Weg zu uns macht, weil Ihm die Hikikomori aller Zeiten und Regionen nicht egal sind, ein Gott, der an Not und Einsamkeit nie vorübergeht, sondern der den Menschen sucht und der nicht ruht, bis Er ihm nahekommt und ihn erfahren lässt, wie wertvoll der Mensch für Ihn ist. 

Einen solchen Gott braucht die Welt auch noch im Jahr 2023, manchmal denke ich, mehr denn je. Und sicher nicht nur in Japan. Aber dieser Gott braucht auch Menschen, die Ihn verstehen, Menschen wie Sie und ich, die dasselbe tun wie Er: Zu den Menschen zu gehen, die sich einsam, verlassen und verloren vorkommen, die „Hikikomori“ auch hier bei uns wahrzunehmen, sie anzusehen und erfahren zu lassen, dass sie nicht egal sind, dass ihr Leben unbedingte Bedeutung hat. 

Lassen wir uns doch von diesem Gott „brauchen“ und lassen wir unsere Mitmenschen ihre unbedingte Bedeutung erfahren. Jede Begegnung, die heute auf mich wartet, ist eine Gelegenheit dazu! 

Peter Zillgen, Jugendpfarrer, Marienburg