„Advent – Zeit, Gott zu finden“
Für die Adventszeit, die mit diesem Sonntag beginnt, laden die christlichen Kirchen wieder zu verschiedenen Gebeten ein. Sie stellen dazu auch Vorlagen bereit, die, im persönlichen Gebet oder mit anderen zusammen, helfen können, Gott näher zu kommen. Ein Titelbild von Tomas Smetana hat mich besonders angesprochen. Es zeigt Maria und Josef, Ochs und Esel und zwei weitere Personen, die nicht klar zu benennen sind. Ich könnte eine von ihnen sein. Alle stehen um einen freien Platz in der Mitte. Gott will in unser Leben, in unsere Mitte kommen, oder ist er schon da? Die Adventszeit will uns anregen, dies neu zu bedenken. Wie und wo kann ich Gott finden? Vielleicht erkenne ich ihn in einem alten Mann oder einem kranken oder blinden Kind, in einer Jüdin oder einem Palästinenser, in einem Obdachlosen, einer Frau aus der Ukraine oder einem Asylsuchenden. Ich denke an diesem Wochenende besonders an Menschen mit einer Behinderung, denn der 3. Dezember wurde 1993, also vor 30 Jahren, von den Vereinten Nationen erstmals als „Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung“ begangen. Er soll weltweit das Bewusstsein für ihre Belange stärken und „den Einsatz für ihre Würde und Rechte“, für mehr Teilhabe und Inklusion fördern. Das ist trotz vieler Verbesserungen eine bleibende Aufgabe für alle Menschen, nicht nur für diejenigen, die sie in der Familie, privat oder in Vereinen und Einrichtungen unterstützen und begleiten. Als Seelsorger in zwei Behinderteneinrichtungen habe ich über viele Jahre erlebt, was Förderung und Begleitung positiv bewirken können. Die Menschen sind dankbar für jede Zuwendung und freuen sich, wenn sie am normalen Leben teilnehmen können. Die Advents-zeit lädt uns ein, uns neu auf den Weg zu machen und Gott zu finden. Er begegnet uns in Jesus Christus als Kind in der Krippe, als der, der ermutigt und neues Leben schenken will und der gesagt hat: Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan. Ich wünsche Ihnen eine gute Adventszeit mit neuen Erfahrungen und Begegnungen, die zu Gott führen.
Manfred Walter, Pastoralreferent i.R., Wittlich