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Glaube im Alltag

In der Wochenendausgabe des "Trierischen Volksfreundes" finden Sie die Rubrik "Glaube im Alltag". Dort werden die Beiträge von Autorinnen und Autoren aus dem Pastoralen Raum Wittlich oder der näheren Umgebung veröffentlicht. Auf unserer Homepage haben Sie die Möglichkeit, diese Beiträge nachzulesen.

Glaube im Alltag 2024

  • Glaube im Alltag 16. März 2024_Elfriede Klar_Sich auf den Weg machen verändert die Sicht 

    Sich auf den Weg machen verändert die Sicht 

    Mit unvergesslichen Eindrücken war ich von meiner Reise in die Dolomiten heimgekehrt. Ganz bewusst hatte ich die Erfahrung gemacht, wie sich hinter jeder Kehre die Bergkulisse in einem anderen Bild zeigte. Die imposant aufragenden Felsformationen boten oft nur einen sehr engen Horizont, aber das änderte sich ständig, solange ich unterwegs war. 

    Auf der Sella-Pass-Höhe ging der Blick dann ins Weite, fand doch wiederum eine Begrenzung in der Ferne. 

    Hinter dem Horizont geht’s weiter, durchfuhr es mich und fand mich mit dieser Feststellung in meinem Alltag wieder. 

    Der Spruch „Wenn durch dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenzen“ lässt erahnen, dass es dabei nicht nur um das optisch wahrnehmbare Blickfeld geht, sondern genauso um den Blick in meinem Alltag, auf die Menschen, die Arbeit, auf anstehende Probleme und Sorgen. Vorurteile, Ängste, übertriebene Erwartungen engen den Blick, lassen Ausweglosigkeit erleben. Und doch gibt es da unerwartet Lösungswege, aber meist erst, wenn ich mich bewege, aus festen Vorstellungen ausbreche, liebgewordene Gepflogenheiten loslasse und scheinbare Sicherheiten verlasse. 

    Genau das hatte auch damals Jesus angetrieben, als er sich auf dem Weg machte, um seine Botschaft vom Reich Gottes den Menschen nahe zu bringen. Immer wieder lenkte er den Blick raus aus festgefahrenen Gewohnheiten, entlarvte Sinn entleerte Gesetze und öffnete somit eine neue Sicht auf das Leben – für ein gelingendes Miteinander der Menschen und die Erfahrung einer neuen Beziehung zu einem Gott, der Vater genannt sein will. 

    Konsequent ging er diesen Weg und hinterließ den Jüngern durch die Überwindung seines Todes die Hoffnung auf die eigene Auferstehung. 

    Diese Botschaft feiern wir ja nun bald an Ostern. Viele tun sich schwer damit, weil ihr Verstand die Sicht darauf einengt. Vielleicht kann es hier hilfreich sein, der Erfahrung zu vertrauen: Hinter dem Horizont geht’s weiter! Sicherlich auch hinter der letzten Begrenzung unseres irdischen Daseins, dem Tod. 

    Elfriede Klar, Lehrerin im Ruhestand, Esch

  • Glaube im Alltag 9. März 2024_Wolfram Viertelhaus_Verzicht - Leisten 

    Verzicht - Leisten 

    Wir stehen mitten in der österlichen Bußzeit. Aufgerufen sind wir, sieben Wochen Verzicht zu leisten, uns so auf Ostern vorzubereiten. Viele Möglichkeiten gibt es, uns einzuschränken, auf liebgewordene Dinge und Gewohnheiten zu verzichten. Die Aktionen Misereor und „Sieben Wochen ohne“ unterstützen diese Bemühungen mit Vorschlägen. Warum sollen wir aber eigentlich verzichten? Es geht um gelingendes Leben. Auf Liebgewordenes zu verzichten, das bei näherem Hinschauen eigentlich unser Leben belastet, kann neue Horizonte und andere Perspektiven zu glückendem Leben eröffnen. Als Opfer für Gott ist Verzicht ungeeignet. Der uns von Jesus geoffenbarte Gott bedarf keiner Opfer, muss nicht durch bestimmte Taten besänftigt werden. Hinter der Vorstellung, man könnte sich durch Verzicht-Leisten den Himmel erkaufen, steckt das Bild eines Krämergottes. Leistung ist kein Name Gottes! Gottes Barmherzigkeit ist gratis, umsonst. 

    Im Jahr 1972 erschien die Studie des Club of Rome mit dem Titel „Die Grenzen des Wachstums“. Drastisch wurde erläutert, wohin stetiges Wachstum der Wirtschaft führt - letztlich zur Vernichtung unserer Lebensgrundlagen. Die Wirkung damals war groß. Doch heute schauen alle Parteien wieder gebannt auf die Wachstumszahlen. Unsere Wirtschaft funktioniert nur, wenn es immer weiter bergauf geht – zu Lasten der Völker des globalen Südens und der Umwelt. Wirtschaftsmodelle, die sich am Wohl der gesamten Menschheit orientieren, gibt es genug, aber die haben in unserer Gesellschaft keine Chance. Weil viele nicht bereit sind auch zu geringem Verzicht, hat ein großer Teil der Menschheit nicht das Lebensnotwendige. Die meisten von uns können verzichten, weil wir im Überfluss leben. Weltweit haben viele gar nichts, auf das sie verzichten könnten! Wir haben das große Privileg, Verzicht üben zu können. Vielleicht nutzen wir diese Fastenzeit zum bewussten Verzicht für mehr Gerechtigkeit sowohl in unserer Gesellschaft wie weltweit. Gerechte Verteilung der Güter in einer bewahrten Schöpfung ist zudem eine Voraussetzung für Frieden. 

    Wolfram Viertelhaus, Lehrer i.R. Wittlich

  • Glaube im Alltag 2. März 2024_Uschi Fusenig_…durch das Band des Friedens 

    …durch das Band des Friedens 

    sind wir miteinander verbunden-rund um die Welt. Unter diesem Thema haben wir am 1.3.24 in ökumenischen Gottesdiensten den Weltgebetstag gefeiert und uns begrüßt mit: “Salaam! Friede sei mit euch!“ Die Liturgie war von christlichen Frauen aus Palästina vorbereitet worden, einige Jahre bevor es zu den kriegerischen Auseinandersetzungen kam. Sie haben uns eingeladen gemeinsam zu beten, dass Gerechtigkeit und Frieden weltweit Wirklichkeit werden. Aktueller kann dieser Wunsch nicht sein und je mehr Menschen sich für seine Verwirklichung einsetzen, desto eher besteht die Chance auf seine Erfüllung. 

    Das Band des Friedens soll Menschen miteinander verbinden, hier bei uns und gestern besonders mit den Frauen in Palästina. Dabei geht es nicht um Konfliktvermeidung, sondern um einen würdigen Umgang miteinander, um gegenseitigen Respekt und die Akzeptanz der anderen in ihrer Lebensweise. 

    Der Heilige Geist ist dabei „Gottes Band des Friedens“, das uns untereinander verbindet. Lassen wir uns auf Gottes Geist ein, dann werden wir ein Leib, werden wir seine Gemeinde. Wo uns das gelingt, können wir einander mit mehr Freundlichkeit und Geduld begegnen, weil wir Menschen desselben Geistes sind. Wir können einander in Liebe begegnen und ertragen, gerade inmitten von Ungerechtigkeit, Krieg und Leid, dazu ruft Gott uns auf. Wenn wir trotz aller Schwierigkeiten zusammenhalten, leben wir dem Frieden entgegen, der Gott uns verheißen hat, bis Gottes Gerechtigkeit und Frieden die ganze Welt erfüllt. “Also haltet stand! Tragt die Wahrheit als Gürtel und zieht die Gerechtigkeit als Brustpanzer an. Und tragt an euren Füßen als Schuhe die Bereitschaft, die Gute Nachricht vom Frieden zu verkünden.“ (Epheser 6.14+15, Basisbibel) 

    Prädikantin Uschi Fusenig, Evangelische Kirchengemeinde Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 24. Februar 2024_Konstanze Petry_Ein Ausflug

  • Glaube im Alltag 17. Februar 2024_Bruno Comes_Wege kreuzen 

    Wege kreuzen 

    Kürzlich habe ich den Hit „Kreise“ von Johannes Oerding aus dem Jahr 2017 mal wieder im Radio gehört und die Textzeile „Irgendwann kreuzt sich der Weg“ kreist seitdem als „Ohrwurm“ in meinem Kopf herum. 

    Drei Gedanken kommen mir dazu: 

    Ich denke an so manchen Menschen, der bislang meinen Lebensweg gekreuzt hat. Dankbar denke ich an jene, mit denen ich intensiv und länger unterwegs war und bin, aber auch genauso dankbar denke ich an jene, bei denen es vielleicht nur eine kurze, dafür aber intensive „Wegkreuzung“ mit mir gab. 

    Ich denke auch an meinen eigenen Lebensweg, der sich mit dem Glauben an Gott und Jesus Christus gekreuzt hat. Auch dafür bin ich dankbar, weil ich in dieser „Wegkreuzung“, selbst bei allen Zweifeln, die manchmal da sind, Sinn, Halt und Orientierung für mein Leben gefunden habe. 

    Schließlich denke ich auch an Jesu Kreuzweg. In der österlichen Vorbereitungszeit, der Fastenzeit, die seit Aschermittwoch begonnen hat, möchte ich auf zwei besondere „Wegkreuzungen“ hinweisen. 

    Von März bis Mai werden die „Wintricher Passionsspiele“ stattfinden. Bei zahlreichen und sehenswerten Aufführungen wird quasi das halbe Dorf Wintrich mit dabei sein, um den Zuschauenden (oder sage ich besser: Teilnehmenden!?) das Leben und den Kreuzweg Jesu leibhaftig näherzubringen. 

    Schließlich lenke ich den Blick darauf, dass ich in meiner Youtube-Reihe „Comessage“ in der Fastenzeit einen außergewöhnlichen Kreuzweg (den von St. Markus in Wittlich) betrachten möchte. Der Kreuzweg besteht nicht aus Bildern, sondern aus jeweils nur einem Verb! 

    In dieser Reihe möchte ich in sechszehn sehr kurzen Filmen bis Ostern schauen, wie sich der Weg Jesu mit unserem Leben kreuzt. 

    Ich wünsche für die nun beginnende Fastenzeit jede Menge hilfreiche Kreuzungspunkte untereinander und hoffentlich auch mit Gott. 

    Bruno Comes, Pfarrer im Pastoralen Raum Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 10. Februar 2024_Mathieu Valet_Volksfreunde

    Volksfreunde 

    Kommt in anderen Landesteilen Deutschlands zufällig die Rede auf unsere Regionalzeitung, staunen – meiner Erfahrung nach – viele über den Namen der Zeitung, die Sie gerade in den Händen halten. Der Name Volksfreund, noch dazu in Frakturschrift gesetzt, weckt bei Ortsfremden offensichtlich Assoziationen an den dunkelsten Teil der Geschichte unseres Landes. Dabei spielt dieser Name gerade nicht auf Nationalismus an. Im Gegenteil: Der erste Volksfreund hieß L’ami du Peuple und erschien 1789 in Frankreich. Dieser Volksfreund stand während der französischen Revolution auf der Seite des Volkes gegen die Monarchie. Auf dieses Erbe spielt noch heute der Trierische Volksfreund an. 

    Das Missverständnis ist, gerade jetzt, verständlich. Es gibt Menschen in unserem Land, die sich als „wahre Freunde“ ihres Volkes sehen. Ihr Volk wollen sie bewahren vor allem, was anders und fremd ist. Das Andere und der Fremde soll ausgestoßen und verbannt werden. Wo das Andere und Fremde beginnt? Die Regeln stellen sie selbst auf. Sie folgen nicht Sprachkenntnis-sen oder der Staatsbürgerschaft, sondern der Willkür. 

    Gegen sie hat sich in den letzten Wochen eine breite Koalition gebildet. Verbände, Parteien, Jugendgruppen, Kirchen und viele mehr demonstrieren gemeinsam gegen diese angeblichen Volksfreunde. Die Anteilnahme ist groß, die Bewegung breit, ihre Ränder zugegebenermaßen nicht immer klar abgrenzbar. Aber so ist es eben mit dem Volk… Der Begriff ist weit und durch-lässig; in jedem Fall weiter als die Grenzen von Herkunft, Sprache und Kultur. Außerdem: Ein echter Freund des Volkes setzt sich gerade für die ein, die am Rande stehen. 

    In der Fastenzeit wird der Fokus traditionell auf den Verzicht gelegt. Doch ebenso wichtig ist in der Fastenzeit der Überfluss. Sich selbst zieht der Christ in der Fastenzeit Grenzen, anderen soll er aber helfen die aufgezwungenen, finanziellen, persönlichen oder gesellschaftlichen Grenzen zu überwinden. Traditionell war hier die Rede von Almosen oder guten Werken. Heute ist es sicher auch der Einsatz für Gleichheit und Menschenwürde. Wer als echter Volksfreund in dieser Weise seine Überzeugungen lebt, der lebt Glaube im Alltag.

    Mathieu Valet, Kaplan in der Pfarrei Im Wittlicher Tal St. Anna

  • Glaube im Alltag 3. Februar 2024_Regina Fahle_Mit Gott ist es wie mit Schnee… 

    Mit Gott ist es wie mit Schnee… 

    Anfang Dezember habe ich Geburtstag. In meiner Kindheit hoffte ich ab Mitte November immer darauf, dass es zu meinem Geburtstag schneien sollte. 

    Wenn es Schnee gab, genoss ich das sehr. Ich schaute gerne zu, wie die großen luftigen Flocken immer mehr wurden und vom Himmel tanzten. Es war nicht langweilig! Ich schaute einfach nur zu, wie die Welt draußen sich allmählich verwandelte. Neben den Straßen war alles überdeckt in sanften Wellen und Hügeln. Und wenn die Sonne rauskam, dann glitzerte es. Ganz und gar wunderschön! 

    Dann hielt es mich nicht drinnen, ich musste einfach raus! Und wenn ich dann erste Wege durch den sauberen Schnee schritt, z.B. beim Füttern der Hühner oder wenn es zur Schlittenbahn ging, dann waren alle Geräusche gedämpft und die eigenen Schritte „knirschten“. 

    Oft blieb ich stehen, um einfach die weiße Landschaft zu genießen ….es hatte viel von Unberührtheit, von Friede, und auch von Unverfügbarkeit. 

    Der Schnee war und ist nicht verfügbar, nicht lange vorher planbar und wir können uns Schnee nicht aneignen. Wollen wir ihn greifen, beginnt er in der Hand zu schmelzen, in der Tiefkühltruhe wird er zu Eis….. 

    In unserer modernen Lebensweise glauben wir, uns alles verfügbar machen zu können. Und ja, es gibt Schneekanonen, mit denen „Kunstschnee“ erzeugt werden kann, aber das ist nicht dasselbe! 

    Schnee ist unverfügbar, nicht planbar und wir können ihn nicht in Besitz nehmen, und genauso ist es mit Gott. Wenn ich in meinem Alltag innehalten und mich öffnen kann für intensives Schauen, Hören und Fühlen, dann ist Gott spürbar z.B. im Glitzern des Schnees, im Tanz der Flocken…. Aus einer solchen Berührung mit dem Unverfügbaren (Gott) fühle ich mich lebendiger, kann ich Kraft tanken. Das wünsche ich auch Ihnen in ihrem Alltag: gute Momente, in denen Sie das Leben, die unfassbare Schönheit unserer Welt und Gott spüren und in sich aufnehmen können. 

    Regina Fahle, Gemeindepädagogin, Evangelische Kirchengemeinde Wittlich

  • Glaube im Alltag 27. Januar 2024_Thomas Pesch_Nie wieder ist jetzt!

    Nie wieder ist jetzt! 

    Heute ist der 27. Januar, der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. In den letzten Jahren war dieser Gedenktag für mich und sicher auch viele andere nur eine Randnotiz. Weit weg das alles. Ein schlimmer Teil der Geschichte unseres Landes, ein Auftrag an unsere und die nachfolgenden Generationen, aber überdeckt von tagesaktuellen Ereignissen. Vielleicht überdeckt von der Bequemlichkeit, von der Verdrängung, um bei all den Nachrichten, die auf uns einprasseln Ruhe finden zu können. In diesem Jahr ist das anders. Ein Ruck geht durch die Breite unserer Gesellschaft. Hunderttausende waren in den letzten Tagen auf den Straßen, um für unsere bunte multikulturelle Gesellschaft einzustehen. Plötzlich wird klar, dass wir Gefahr laufen können, all das zu verlieren, was für uns in unserem Land schon lange zum Alltag gehört. An meinem Arbeitsplatz arbeiten Menschen aus allen Teilen dieser Welt, sie machen ihre Ausbildung bei uns, sie arbeiten für die Anerkennung ihres im Ausland erworbenen Berufsabschlusses, sie arbeiten als Ärztin oder Arzt, in der Küche, in der Verwaltung, überall. Ohne sie ist unser Betrieb nicht denkbar. So sieht unsere Gesellschaft aus. Bunt und international. Wir profitieren voneinander. Von den Erfahrungen, von den Geschichten, die jede und jeder von uns mitbringt. Wir wachsen und entwickeln uns zusammen. Wir leben gemeinsam in einem demokratischen und freien Land. Dafür müssen wir jetzt aufstehen. Auf den Straßen und den Plätzen, aber nicht nur dort. Diese Haltung müssen wir auch im Alltag vertreten. Im Gespräch mit Bekannten, in der Diskussion am Arbeitsplatz, beim Treffen im Verein. Diese Haltung, unser Einstehen für ein demokratisches, offenes und buntes Land, muss Teil unseres Alltags sein. Nur so können wir uns die Freiheit erhalten, die wir an unserem Land so schätzen. Sicher ist das nicht bequem, manchmal sogar anstrengend, aber es muss sein. Nie wieder ist jetzt!

    Thomas Pesch, stellv. Pflegedirektor im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich
    und Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit

  • Glaube im Alltag 20. Januar 2024_Johannes Jaax_Pace e bene - Frieden und alles Gute

    Pace e bene - Frieden und alles Gute. 

    Das ist der Gruß des heiligen Franziskus. Er bewegt mich zutiefst. „Friede und alles Gute“, mit diesem Wunsch begegnete er den Menschen seiner Zeit, der konfliktgeladenen Gesellschaft des Mittelalters.

    Und es ist ihm tatsächlich mehrfach gelungen, Frieden zu stiften. Es mag mit seiner persönlichen Einstellung zusammenhängen, dass dies gelang, denn seine gelebte Armut vermittelte auch ohne Worte, dass sein Gruß: „Frieden und alles Gute“ nicht Forderung, sondern Zuspruch war, quasi: Seht her, ich lebe arm, bin zufrieden mit einer einzigen armseligen Kutte und schenke dir alles, damit du die Erfahrung des Friedens machen kannst, dass alles Gute dir zukommt. 

    Ein Beispiel: Eines Tages, so erzählt die Vita des hl. Franziskus, ist in seiner Heimatstadt der Friede gefährdet. Bischof und Bürgermeister haben sich zutiefst verfeindet, und Franziskus dichtet seinem Sonnengesang eine neue Strophe hinzu. 

    „Gepriesen seist du, mein Herr, um derentwillen, die verzeihen aus Liebe zu dir und Schwachheit ertragen und Trübsal. Selig, die dulden in Frieden, denn du, o Höchster, wirst sie einst krönen.“ 

    Er schickt zwei seiner Brüder, die dieses Lied in der Versammlung der Stadt singen sollen. Es wird uns überliefert, dass ehrfurchtsvolle Stille wie in einer Kirche eingetreten sei, als die beiden das Friedenslied sangen. Mit nichts in den Händen, ganz arm, nur ein Lied – keiner wurde zu irgendwas gezwungen, keiner übervorteilt, - das waren Friedensverhandlungen! Der Friede war gerettet. 

    Wie würden heute Friedensbemühungen laufen, wenn das Gegenüber genau das empfinden könnte? Der andere verzichtet, und mir wird das Gute zugesprochen. Da wählt einer die Armut, damit es mir gut geht. Zu naiv? 

    Wenn´s einmal gelungen ist, damals im Mittelalter, warum sollte es nicht heute möglich sein? Allerdings, dann nur aus der Haltung der gelebten Armut heraus, mit nichts in den Händen außer dem Glauben an einen Gott, der es gut mit uns Menschen meint. „Pace e bene“ 

    Pfr. Johannes Jaax

  • Glaube im Alltag 13. Januar 2024_J.-W. Henrich_Brief an einen Freund

    BRIEF AN EINEN FREUND 

    Es war ein sehr dichter Moment - ich glaube, für uns beide - als ich meine Hände segnend auf Deinen Kopf legen durfte. 

    Es sind auch diese besonderen Augenblicke, Jahr für Jahr an Silvester, die uns schon so lang verbinden. 

    Dieses Mal haben wir beide an Deine bald anstehende OP gedacht. Gottes Segen für diesen Moment Deines Lebens, ich weiß, wie viel Dir das bedeutet. 

    Ein dichter Moment, weil wir beide die Kraft des Segens spüren durften. Segen ist fließende Kraft, Lebensstrom, von Gott geschenkt und uns Menschen anvertraut, ihn weiterzuschenken. 

    In meinen Augen ist der Segen eine der schönsten Gesten zwischen Menschen, zwischen Gott und uns Menschen. Es müssen nicht die segnenden Hände sein. Auch ein Blick, ein Wort, ausgesprochen oder bewußt darauf verzichtet, ein Kuss kann ein Segen sein. 

    Mein Segen für Dich, mein guter Freund, war auch Dein Segen für mich. Von Gott geschenkter Lebensstrom, in den wir beide eintauchen durften und spüren, wie er uns verbindet. 

    Weißt Du, wie sich das für mich anfühlte? Ich möchte es Dir mit einem Gedanken von Goethe sagen. Lotte und der junge Werther sind in der Kutsche unterwegs und "reden sich verliebt ineinander." Ein schöner Gedanke, oder? 

    Keine Liebe auf den ersten Blick. Vielmehr ein in die Liebe sich hineinreden. Genau das war es: Im Segen durfte ich spüren, wie sehr Du Dich, mein Freund, in das Vertrauen hineingelebt hast. Dein tiefes Vertrauen, in das Du Dich über so viele Jahrzehnte hineingelebt hast. 

    Hineingelebt durch so viele Erlebnisse und Erfahrungen, Höhen und Tiefen, Geschenke und Abschiede. Vertrauen ist nicht wie Liebe auf den ersten Blick. Vielmehr lebt man sich hinein, durch ein ganzes Leben hindurch. Dein Leben hat immer auch diese Dynamik und Richtung: Dich in das Vertrauen hineinzuleben. Danke, dass ich das spüren durfte. Danke, dass der Segen Dich darin vergewissert hat. 

    Danke, Gott, dass Du uns gerade auf die besonderen Wege unseres Lebens etwas so Kostbares mitgibst: Vertrauen, dass es gut wird. 

    J.-W. Henrich, ev. Pfr. in Tr.-Tr. und Wolf

  • Glaube im Alltag 6. Januar 2024_Christiane Friedrich_Weder drei noch Könige - aber eine Hoffnung

    Weder drei noch Könige – aber eine Hoffnung

    Von Haus zu Haus gehen Kinder und Jugendliche in diesen Tagen und sammeln Geld für Projekte, um andere Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Sie sind als Sternsinger verkleidet und haben Namen und singen Lieder. Ihre Rollen und Verkleidung, ihre Anzahl, ihre Namen und Lieder sind erst im Laufe der Zeit entstanden. Die Tradition hat sich verselbständigt.

    Die eine biblische Erzählung, auf die all das zurückgeht, kennt sie nicht: weder drei noch Könige.

    Hier ist die Rede von einer nicht benannten Anzahl von Menschen, die einen Sinn haben für die Wirklichkeit zwischen Himmel und Erde. Sie sind unterwegs. Sie besuchen das Kind Jesus. Sie kommen aus einem anderen Kulturkreis östlich gelegen, ohne Namen, Herkunfts- und Berufsbezeichnung.

    Hier ist auch die Rede von einem Stern. Er ist das damalige Herrschaftssymbol für einen König. Provokant wird das Kind Jesus mit diesem Herrschaftssymbol verbunden. Und sein Name „Jesus“, heißt „Gott rettet“, ist auch schon Programm.

    Was wird hier biblisch erzählt?

    Zum Leben braucht es Hoffnung. In den Wechselfällen des Lebens braucht es Hoffnung auf Rettung. Oft genug übersteigt diese das Menschenmögliche. Die Hoffnung, dass Gott retten möge, verbindet Menschen unterschiedlicher Kulturen.

    Was hier biblisch erzählt wird, wird noch heute von Haus zu Haus weitererzählt durch die Sternsinger. Menschen wie die Kinder und Jugendlichen schenken einander Hoffnung, unterstützen Projekte, um anderen Menschen wie Kindern und Jugendlichen zu helfen. Und dies tun sie bewusst über Ländergrenzen hinweg begleitet von Gottes Segen.

    Weder drei noch Könige, aber diese entscheidende göttliche Hoffnungsbotschaft, die Menschen unterschiedlicher Kulturen zu verbinden vermag, wird weitererzählt – was für ein Hoffnungsgeschenk in diesen Tagen.

    Christiane Friedrich, Pastoralreferentin für Erwachsenenbildung im Pastoralen Raum Wittlich

Glaube im Alltag 2023

  • Glaube im Alltag 30. Dezember 2023_Armin Surkus-Anzenhofer_Sternengucker sind keine Traumtänzer

    Sternengucker sind keine Traumtänzer 

    „Es ist wichtig, dass ihr einfach nie aufgebt. Denkt daran, in die Sterne zu sehen - und nicht auf eure Füße.“ Das sagte kein weltfremder Träumer, sondern der Wissenschafter Steven Hawkin. Für mich ist seine Überzeugung eine weihnachtliche Lebensweisheit. Denn Weihnachten verändert unsere Blickrichtung und hebt unseren Blick in die Sterne, nach oben. „Wir haben seinen Stern aufgehen sehen“, sagen die weihnachtlichen Sterndeuter mit Blick nach oben. 

    Dem Stern zu folgen, der Verheißung zu trauen, die Hoffnung nicht aufzugeben, unsere Wünsche nicht abzuschreiben, das ist der weihnachtliche Perspektivwechsel. Denn Gott selbst kommt von oben, um unseren Blick von unseren Füßen weg zu richten, von allem was klein und schwer macht und Würde abspricht. 

    Wer seinen Oberkörper aufrichtet und sein Kinn nach oben reckt, der befolgt übrigens einen alten Ratschlag in schweren Zeiten: „Kopf hoch!“ Die Medizinerin Claudia Croos-Müller ist davon überzeugt: Eine aufrechte Haltung, das Recken des Kinns und das damit verbundene Heben der Nase, können dazu beitragen, dass wir uns selbstbewusster fühlen und sich sogar unsere Stimmung verbessert. 

    Weihnachten will in krisengebeutelten Zeiten unseren Blick und unsere Stimmung heben. Wir dürfen weniger betreten auf unsere Füße schauen und mehr staunend in die Sterne, in die Weite, in die Welt unserer Wünsche, Ahnungen und Hoffnungen. Wahr werden soll nicht, was wir befürchten, sondern was wir erhoffen. 

    Dieser weihnachtliche Hoffnungsblick bringt Sternengucker hervor, aber keine Traumtänzer. Denn ich bin davon überzeugt, dass Menschen wie Steven Hawkin mit ihrem Blick nach oben in die große Weite über den eigenen Tellerrand hinaus Wege und Auswege entdecken, die wir niemals für möglich gehalten hätten. Eine gute Haltung für das neue Jahr: Kopf hoch, weil‘s gut tut und neue Perspektiven eröffnet! 

     

    Armin Surkus-Anzenhofer aus Bausendorf, Pastoralreferent für Familien-, Kinder- und Jugendpastoral im Pastoralen Raum Wittlich

  • Glaube im Alltag 23. Dezember 2023_Matthias Veit_Mehr als genug

    Mehr als genug 

    Ausgerechnet ein paar Tage vor Weihnachten hing der Haussegen gehörig schief. Nicht nur Plätzchenduft, nein auch dicke Luft! Was war passiert? Wie in jedem Jahr übernahm mein Vater die Aufgabe rechtzeitig vor dem Fest aus unserem Wald einen passenden Christbaum zu schlagen, den der Rest der Familie dann zu schmücken hatte. Doch diesmal konnte sich mein Vater einfach nicht überwinden. Als Hobbyförster brachte er es offensichtlich nicht übers Herz, eine gerade, schöne, hochgewachsene, mit kräftigen Ästen und dichten Nadeln ausgestattete Nordmanntanne zu opfern. Solche Exemplare waren in seinen Augen einfach zu schade. Stattdessen brachte er eine mickrige Douglasie mit nach Hause, die zwar in jüngeren Jahren einen Wildverbiss tapfer überlebt hatte, aber dadurch alles andere als eine Schönheit war. Mit zwei Spitzen und dünnen Zweigen versehen stand sie schließlich im Christbaumständer. Als Lametta und Kugeln daran hingen, beugten sich die Äste wie bei einer Trauerweide Richtung Boden. Ganz zu schweigen von damals noch echten - Kerzen, die einfach nicht halten wollten. Ein weihnachtliches Trauerspiel! Mutter schlug die Hände über´m Kopf zusammen. Gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht. 

    Ob Gott jemals auch nur für einen kurzen Moment gezögert hat, alles zu wagen, das Allerliebste, das Allerbeste, zu geben, um uns nahe zu sein, um unter uns zu sein!? Im Kind von Betlehem jedenfalls, in seinem Sohn, hält er nichts zurück, gibt er uns alles, mehr als genug. Er stellt sich uns in seinem eigenen Fleisch und Blut zur Seite. In Jesus bekennt er sich zu uns. Solches Herunterkommen tut ihm nicht leid, weil er uns leiden kann. „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für uns hingab, damit jeder, der an ihn glaubt nicht verloren geht, sondern das ewige Leben hat“, so zitiert später der Evangelist Johannes den erwachsenen Jesus. Mehr als genug ist uns gegeben! Trost, Beistand, Orientierung. Wenn wir in den kommenden Festtagen den einen oder anderen Christbaum in all seiner Pracht bestaunen, dann möge uns erst recht der göttliche Einsatz mit Dankbarkeit erfüllen. 

    Matthias Veit, Dekan im Pastoralen Raum Wittlich

  • Glaube im Alltag 16. Dezember 2023_Tobias Schmitt_Sie haben noch jemanden vergessen!

    Sie haben noch jemanden vergessen!

    Haben Sie schon daran gedacht, Jesus zu Ihrem Weihnachtsfest kommende Woche einzuladen? Ist die Gefahr doch sehr groß, dass wir das Geburtstagskind bei diesen zuweilen eisigen Temperaturen vor der Tür vergessen. Zu sehr sind wir damit beschäftigt, vor dem herrlich geschmückten Christbaum die Weihnachtsgans zu verspeisen und die sich stapelnden Päckchen auszupacken.

    Manchmal ärgere ich mich innerlich darüber, wenn ich sehe, in welche Primitivität wir das uns Christen so wichtige Fest der Geburt Jesu Christi durch unseren (vor-)weihnachtlichen Kommerz abrutschen lassen. Vieles von dem, was wir da tun, hat mit Advent und Weihnachten eigentlich gar nichts mehr zu tun. Und dann nehme ich mir fest vor, bei all dem vorweihnachtlichen Klimbim das Wesentliche fest im Blick zu behalten und den Advent wirklich als eine Zeit der Vorbereitung zu nutzen. Und ich stelle immer wieder fest, dass es mühsam ist.

    Und meine Erfahrung ist jedes Jahr aufs Neue: Es lohnt sich! Denn es ruft in mir eine große Dankbarkeit hervor: Dankbarkeit, dass Weihnachten für mich mehr ist als Weihnachtsbaum, Geschenke und Glühwein. Dankbarkeit, dass die wahre Freude von Weihnachten bei mir überwiegt im Vergleich zur Freude an materiellen Geschenken. Und Dankbarkeit, dass ich Gott als einen Begleiter in meinem Leben erfahren darf.

    Eine Möglichkeit, das Geburtstagskind Jesus Christus zu seinem Geburtsfest an Weihnachten einzuladen kann sein, jeden Tag die letzte Strophe des Liedes „Macht hoch die Tür“ zu sprechen oder gar zu singen: „Komm, o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist. Ach zieh mit deiner Gnade ein; dein Freundlichkeit auch uns erschein. Dein Heilger Geist uns führ und leit den Weg zur ewgen Seligkeit. Dem Namen dein, o Herr, sei ewig Preis und Ehr.“ Er würde sich freuen!

    Tobias Schmitt, Pastoralassistent im Pastoralen Raum Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 9. Dezember 2023_Gerd Schumacher_Segen

    Segen

    Vor einiger Zeit habe ich eine Rede zur Verabschiedung unseres Pfarrers aus unserer Kirchengemeinde vorbereitet. Am Schluss verwendete ich fast automatisch die Formulierung „ich wünsche Dir Gottes Segen“. Hier war diese Formulierung für mich selbstverständlich. 

    Inzwischen stelle ich mir die Frage, warum ich sie nicht häufiger verwende. Warum spreche ich sie im privaten, außerkirchlichen Umfeld nicht aus. Ist der Segen aus der Mode gekommen? Ist das Christentum aus der Mode gekommen? Schauen wir uns die aktuellen Zahlen der Kirchenaustritte an, könnte man diese Auffassung fast vertreten. Sicherlich ist die Organisation „Kirche“ nicht schuldlos an der Entwicklung. Viele Fehler wurden und werden gemacht. Die absolut verabscheuungswürdigen Kindesmissbräuche sind dabei auch nur die Spitze des Eisberges. 

    Die Kirche ist jedoch deutlich mehr als die Organisation. Es sind die Menschen, die sich zu Gott, zu Jesus, bekennen. Und hier stelle ich mir die Frage, welchen Beitrag ich als Christ leisten kann, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wird in meinem Verhalten im privaten Umfeld meine christliche Einstellung sichtbar und wenn ja, wann? Beim Besuch der Gottesdienste in unserer Gemeinde oder auch außerhalb? Spreche ich mit anderen noch „über Gott und die Welt“ oder „nur noch über die Welt“. Ich kann ihnen nicht sagen, wann ich das letzte Mal im privaten Umfeld über meinen christlichen Glauben gesprochen habe. Und ich vermute, vielen Menschen geht es ähnlich. Dürfen wir uns dann wundern, wenn Religion und Glaube für viele Menschen keine Rolle mehr spielen? 

    Lassen Sie uns gemeinsam vornehmen, unseren christlichen Glauben wieder spürbar werden zu lassen. Wünschen wir Menschen nicht einfach Glück und Gesundheit. Wünschen wir ihnen Gottes Segen oder - noch besser – segnen wir sie. Und jetzt fange ich mit Ihnen an: 

    Mögen die Regentropfen sanft auf dein Haupt fallen. Möge der weiche Wind deinen Geist beleben. Möge der sanfte Sonnenschein dein Herz erleuchten. Mögen die Lasten des Tages leicht auf dir liegen. Und möge unser Gott dich hüllen in den Mantel seiner Liebe. 

    (Irischer Segenswunsch) 

    Mit diesem Segen wünsche ich Ihnen einen guten Start in die neue Woche. 

     

    Gerd Schumacher, Presbyter der Evangelischen Kirchengemeinde Wittlich

  • Glaube im Alltag 2. Dezember 2023_Manfred Walter_Advent - Zeit, Gott zu finden

    „Advent – Zeit, Gott zu finden“

    Für die Adventszeit, die mit diesem Sonntag beginnt, laden die christlichen Kirchen wieder zu verschiedenen Gebeten ein. Sie stellen dazu auch Vorlagen bereit, die, im persönlichen Gebet oder mit anderen zusammen, helfen können, Gott näher zu kommen. Ein Titelbild von Tomas Smetana hat mich besonders angesprochen. Es zeigt Maria und Josef, Ochs und Esel und zwei weitere Personen, die nicht klar zu benennen sind. Ich könnte eine von ihnen sein. Alle stehen um einen freien Platz in der Mitte. Gott will in unser Leben, in unsere Mitte kommen, oder ist er schon da? Die Adventszeit will uns anregen, dies neu zu bedenken. Wie und wo kann ich Gott finden? Vielleicht erkenne ich ihn in einem alten Mann oder einem kranken oder blinden Kind, in einer Jüdin oder einem Palästinenser, in einem Obdachlosen, einer Frau aus der Ukraine oder einem Asylsuchenden. Ich denke an diesem Wochenende besonders an Menschen mit einer Behinderung, denn der 3. Dezember wurde 1993, also vor 30 Jahren, von den Vereinten Nationen erstmals als „Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung“ begangen. Er soll weltweit das Bewusstsein für ihre Belange stärken und „den Einsatz für ihre Würde und Rechte“, für mehr Teilhabe und Inklusion fördern. Das ist trotz vieler Verbesserungen eine bleibende Aufgabe für alle Menschen, nicht nur für diejenigen, die sie in der Familie, privat oder in Vereinen und Einrichtungen unterstützen und begleiten. Als Seelsorger in zwei Behinderteneinrichtungen habe ich über viele Jahre erlebt, was Förderung und Begleitung positiv bewirken können. Die Menschen sind dankbar für jede Zuwendung und freuen sich, wenn sie am normalen Leben teilnehmen können. Die Advents-zeit lädt uns ein, uns neu auf den Weg zu machen und Gott zu finden. Er begegnet uns in Jesus Christus als Kind in der Krippe, als der, der ermutigt und neues Leben schenken will und der gesagt hat: Was ihr einem meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan. Ich wünsche Ihnen eine gute Adventszeit mit neuen Erfahrungen und Begegnungen, die zu Gott führen.

    Manfred Walter, Pastoralreferent i.R., Wittlich

  • Glaube im Alltag 25. November 2023_Katy Schug_Nichts soll dich ängstigen 

    Nichts soll dich ängstigen 

    Nada te turbe, so ist ein sehr altes Gebet aus Spanien überschrieben, dessen Text Teresa von Avila, Mystikerin und Ordensgründerin des Mittelalters, zugesprochen wird. Der Text ist unter anderem als Song aus Taize´ vertont. 

    „Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken. Alles vergeht. Gott bleibt derselbe“ – so die erste Strophe. Im Monat November gedenken wir in besonderer Weise unserer Verstorbenen. Es tut dann gut, dieser Aussage ein klein wenig nach zu spüren: „Alles vergeht. Gott bleibt derselbe.“ 

    Es ist eine wuchtige, eine aufrüttelnde Aussage, die mir Einiges abverlangt. Selbst im Dunkel meines Lebens, auch dann, wenn ich ganz Vieles nicht verstehe und begreife oder der Tod ganz nahe ist, soll ich auf den vertrauen, der mir zugesagt hat: „Ich bin da; ängstige dich nicht.“ Wie viele Geschichten der Bibel erzählen genau von dieser mutmachenden Botschaft: „hab keine Angst. Ich bin da“. Ich bewundere die Menschen, die dieses Vertrauen haben, sie sind Vorbilder für mich im Glauben. Allzu oft erleben wir Unsicherheiten, Hoffnungslosigkeiten, Ängste und Mutlosigkeit und fragen uns, wie kann es weitergehen, wer hat die Lösung für die vielen Fragen in unserer Gesellschaft, in unseren Kirchen, wer gibt uns Mut und Zuversicht? Wer kennt die Lösung, um den Nahostkrieg mit all seinen Konflikten zu beenden, wer weiß, wie und wann es endlich zu einem Frieden in der Ukraine kommen wird? Wer kennt die Antwort für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen auf dieser Welt? Wann endlich werden „Schwerter zu Pflugscharen?“ 

    Ich denke, dieses Gebet der heiligen Teresa kann uns am Ende des Kirchenjahres sehr wohl eine Antwort geben auf all diese berechtigten Fragen. Alles vergeht, aber Gott bleibt bei mir. Er ist und bleibt mein Begleiter, er ist da – damals und auch heute. 

    Katy Schug, ehemalige Caritasdirektorin Mosel-Eifel-Hunsrück e. V.

  • Glaube im Alltag 18. November 2023_Peter Klauer_Warum ich glaube?

    Warum ich glaube? 

    Ich bin ein naturwissenschaftlich ausgebildeter junger Mensch gewesen und habe mich dennoch für ein Theologiestudium entschieden. Viele belächelten mich damals. Wie kann sich ein junger Mensch noch der Theologie widmen. Aber es hat gerade mit meinem philosophisch-naturwissenschaftlicher Ausbildung zu tun. Ich merkte schnell, dass alle Naturwissenschaften ihre methodischen Grenzen haben. Jede kann die Welt nur aus ihrem Blickwinkel und mit ihren Methoden beschreiben. Bleibt man in ihrem System, ist alles logisch und erklärbar. So kann die Physik wunderbar das Zusammenspiel der Kräfte erklären, aber belastbare Aussagen vor dem Urknall kann sie nicht tun. Jede einzelne kann nur ein Teil von Wirklichkeit abbilden. Das gilt auch für die Theologie mit ihren Methoden. 

    Warum ich glaube? Da gibt es ein sehr persönliches Argument. Ich habe Erfahrungen gemacht, dass in schwierigen Situationen meines Lebens jemand eingeschritten ist, an dem ich mich festhalten konnte. Einer der mir Zukunft verheißen hat, dort wo ich keine Zukunft mehr sah. 

    Glaube ist ein Wagnis und Glaube ist eine Entscheidung. Rational herleiten kann ich meinen Glauben nicht. Aber ich kann vertrauen. Vertrauen auf die Menschen, die vor mir und mit mir unterwegs sind. Natürlich kann ich auf die völlig falsche Karte setzen und es ist wirklich alles aus nach diesem Leben. Aber ich wehre mich dagegen zu glauben, dass all das, was mich ausmacht, mich als Mensch mit all dem schönen und unschönen, mit all den Erfahrungen, die ich gemacht habe, mit dem Tod aus und vorbei ist. Ich glaube an einen Gott, der weit darüber hinausweist, der mir sagt, du bist einzig und du bleibst. Mein Glaube ist ein Aufstand für das Leben. Das Leben ist stärker als der Tod. 

    Manche mögen das für verrückt halten. Augenscheinlich spricht ja auch alles dagegen, wenn wir sehen, wie vergänglich diese Welt ist und wie gefährdet das Zusammenleben von uns Menschen ist. Doch ich weigere mich zu glauben, dass das alles ist. Damit stehe ich nicht alleine und dieser Trotz macht mein Leben lebenswert. 

    Peter Klauer 

    Dekan im Pastoralen Raum Bernkastel

  • Glaube im Alltag 11. November 2023_Rainer Marmann_„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist…. 

    „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist…. 

    ein halber Satz aus der Bibel, wie heißt es oft in politischen Nachkommentaren : “aus dem Zusammenhang gerissen“. 

    Morgen, also am Sonntag, beginnt die Ökumenische Friedensdekade. Was können wir hier im Wittlicher Tal und in der weiteren Umgebung für den Frieden tun? Die Kriege gegen Menschen finden weit weg von uns in der Welt statt. An die Kriege in der Ukraine, in Asien, in Afrika haben wir uns schon „fast gewöhnt“. Der Krieg im Nahen Osten, Israel – Gaza, hat uns aufgeschreckt. So weit weg und doch so nah. In Israel wurden viele Menschen ermordet. Im Gaza leiden die Menschen nun unter diesen Folgen. Wem gilt unser Mitleiden, unsere Entrüstung? Es geht hier in erster Linie um Menschen, um Geschöpfe Gottes. Es geht um Land, um dort leben zu können. Wem gehört dieses Land? Überlegung: Kann es sein, dass das alles Gottes Land ist, dem Gott, auf den sich ALLE berufen? Es ist nur eine Überlegung. Und weitergedacht: Wenn es so ist, was heißt das? Eine leichte Überlegung, oder Anmaßung eines Christen, dessen Glaubensgrundlage auch dort begann? Nur Fragen, wo sind die Antworten? 

    ….und was der Herr von dir erwartet: das Rechte tun. Nachsicht mit anderen haben, und bewusst den Weg mit deinem Gott gehen“ So das Restzitat aus Micha 6, Vers 8. 

    Was können wir tun? Ich lade Sie zu unserem Ökumenischen Bittgottesdienst für den Frieden ein. Termin; 19.11.2023 Zeit: 18 Uhr Ort: St. Markuskirche in Wittlich. 

    Wenn Parteien so verhärtet sind, können wir Gott nur bitten Lösungen den Menschen zu schenken. Das wollen wir gemeinsam tun. Es wäre nicht das erste Mal, dass Gott menschliche Verhärtungen aufgebrochen hat. Hoffen wir zusammen, denn unser Gebet geht nicht in den leeren Raum, es hört Jemand zu. 

    Rainer Marmann 

    evangelischer Christ

  • Glaube im Alltag 4. November 2023_Bruder Stephan Senge_Nun schlägt es Dreizehn

    Nun schlägt es Dreizehn 

    Wir kennen diese Redensart. Da wird etwas benannt, was es eigentlich gar nicht gibt, etwas Ultimatives. Wer bei Einstein oder Stephen Hawking und der Astrophysik in die Schule geht, ahnt die Überlegungen zur Lösung des Zeitproblem. 

    Hinter der Normalität der 12. Stunde tut sich etwas nicht Messbares auf, nicht einmal zu ahnen und auch nicht zu beschreiben, für manche sogar ein drohender Absturz von einer Felskante ins Nichts, ein Ende aller Berechnungen und Mutmaßungen, ein Aus, auf das wir Menschen zusteuern und niemand und nichts kann uns aufhalten. Das nennen sie Schicksal. 

    Christsein im Blick auf Allerheiligen und Allerseelen: Wir unterwerfen uns nicht diesem Träume vom „Endgültig aus!“, dieser willkürlichen Grenzziehung durch einen angeblich letzten Glockenschlag. Nun schlägt es dreizehn, keine Warnung oder Drohung oder endlose Resignation, nein, da geht ein Fenster auf und Jesus, der Auferstandene, blickt uns an und mich an, auch die ermordeten oder durch Raketen und Bomben getöteten Kinder in Israel und im Gazastreifen, und wir schauen weiter und immer weiter, endlos weiter – und mit uns Zahllose. 

    Kirche und Gemeinde: nicht die, die nach Matthäus vorn und oben auf Stühlen sitzen und Lasten aufbürden, vielmehr die, die unsere Schwestern und Brüder sind. Wir sind gefragt und unterwegs, auch nach der 12. Stunde – und fröhlich! 

    Bruder Stephan Senge, Himmerod

  • Glaube im Alltag 28. Oktober 2023_Rainer Martini_Mögen Worte zu Pflugscharen werden...

    Mögen Worte zu Pflugscharen werden... 

    Waffen – seit dem Krieg in der Ukraine ist dieses Wort täglich in den Nachrichten zu hören. Panzer, Artillerie, Gewehre – wir alle haben diese Bilder vor Augen, wenn wir das Wort „Waffen“ hören. Aber für uns scheint diese martialische Gewalt einige tausend km entfernt und die Waffen zum Anfassen sind weit weg. Was wir jedoch oft übersehen: Jeder von uns trägt Waffen bei sich – jederzeit und an jedem Ort. Und diese Waffen sind – Worte! Mit unseren Worten können wir Anderen Lebensfreude nehmen, sie verletzen und kränken, krank machen - ja, vielleicht sogar töten. Ob in der Familie oder unter Schulkindern, ob unter Kollegen am Arbeitsplatz oder zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitenden – die Wahl der Worte entscheidet darüber, ob Menschen leichten Herzens leben können oder am Boden zerstört sind. Ob sie alle Lebenssituationen stark und mutig angehen oder resigniert und mutlos aufgeben. Ob sie seelisch - und eng damit verbunden – auch körperlich gesund oder krank sind. Ob sie leistungsfähig und kreativ oder demotiviert sind. Ein paar Worte nur – leichtfertig dahin gesagt oder bewußt und absichtsvoll eingesetzt - können aufbauend oder zerstörerisch sein. Ich habe es selbst erlebt – als noch unsicherer Berufsanfänger hat mich vor fast dreißig Jahren mein damaliger Chef mit ermutigenden Worten spüren lassen, dass er mir zutraut, meine Aufgabe gut bewältigen zu können, hat mir im gütigen Gespräch Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen gegeben, hat mich zu dem werden lassen, der ich heute bin. Seine Worte und sein Zutrauen und Vertrauen waren ein Segen für mich. Er benutzte Worte nicht als Waffen, sondern als Pflugscharen, in denen eine fruchtbare Saat aufgehen konnte. Und dafür bin ich ihm heute noch unendlich dankbar! Dies ist nur ein Beispiel. Sorgsam von uns allen bedachte und von Herzen kommende, ehrlich gemeinte Worte schenken Lebensfreude, Leichtigkeit des Seins und Frieden – im Kleinen wie im Großen! 

    Seien wir uns deshalb doch alle täglich darüber bewusst, dass wir unsere stets mitgeführten potentiellen Waffen nicht unheilvoll einsetzen, sondern dass sie zu Werkzeugen des Verständnisses, der Güte und der Liebe werden und dass Friede und Segen von ihnen ausgehe. 

    Rainer Martini 

    Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück

  • Glaube im Alltag 21. Oktober 2023_Monika Bauer-Stutz_Die letzte Nacht

    Die letzte Nacht 

    Vor gut zwei Wochen wurden in Wittlich-Wengerohr zwei Weltkriegsbomben gefunden. Die Feuerwehr informierte die Anwohner über den Fund und die notwendige Evakuierung. Einerseits Routine, es war nicht der erste Fund, und es war bisher noch immer gutgegangen. Andererseits lag eine gewisse Spannung in der Luft, die sich erst mit der Entwarnung am Sonntagmorgen löste. 

    Just am Tag dieses Bombenfundes ging die Nachricht vom Angriff der Hamas auf Israel durch die Welt. Noch ein Krieg, als wären die militärischen Konflikte in der Ukraine, in Syrien, Mali und anderswo nicht genug. 

    Mir fiel ein Ereignis ein, von dem mein Onkel immer wieder erzählt. Damals, im Frühjahr 1945, war er 7 Jahre alt. Das Dorf lag unter Beschuss. Hausbewohner und Nachbarn verbrachten „die letzte Nacht“ im Keller. Dicht an dicht lagen alle auf einer provisorischen Holzpritsche. Lebhaft und anschaulich beschreibt mein Onkel das Hinhören auf die Abschüsse, das Heulen der Granaten, das angespannte Warten auf den Einschlag und die Erleichterung, dass das Haus nicht getroffen wurde. 

    Die Schrecken und Ängste dieser „letzten Nacht“ haben sich tief in sein Gedächtnis eingegraben. 

    Am nächsten Morgen waren die Amerikaner da. Für dieses Dorf war der 2. Weltkrieg zu Ende. 

    Nach über 70 Jahren werden immer noch Altlasten gefunden – materielle und immaterielle. Die Weltkriegsbomben kann man räumen und entschärfen. Was aber mit den belastenden Erinnerungen? 

    Obwohl wir Menschen um die Folgen von Kriegen wissen und ihre Langzeitwirkung über Generationen hinweg kennen, fällt es uns immer wieder schwer den Frieden zu leben – im Großen und im Kleinen. 

    In der biblischen Überlieferung gehören Gerechtigkeit und Frieden zusammen und sind Gegenstand göttlicher Verheißung. An diese Verheißung will ich glauben. 

    Gott entlässt uns nicht aus der Verantwortung. Er hat uns mit allem Notwendigen ausgestattet, um Frieden zu machen und zu halten. Er zählt auf uns. 

    Monika Bauer-Stutz, Wittlich-Wengerohr

  • Glaube im Alltag 14. Oktober 2023_Roland Hinzmann_Warum ich diese Reise mache?

    Warum ich diese Reise mache?

    Vor kurzem habe ich meinenKindernalte Tagebuchaufzeichnungen meiner verstorbenen Tante zum Lesen gegeben. Als sie diese Aufzeichnungenschrieb,warsie16 Jahre alt undetwas jünger als meine Kinderheute.Darin hatte sieversucht,Tage und Erfahrungen an ihreFlucht aus dem damaligen Ostpreußen festzuhalten. Die Angst und die Bedrohungen der russischen Besatzeraus dem Osten trieben damals meine Großeltern mit ihren neun Kindern aus ihrer Heimat gegen Westen. Sie hatten keine andere Wahl, als zu fliehen. Wie es mit ihrem Leben weitergehen sollte, das wussten sie nicht. Fürmich stellt sich aber die Frage, warum sie sich die Mühe gemachthat, so viele Orte und Erlebnisse auf ihrem Fluchtweg überdieMasurische Seenplatte und das Haff zu beschreiben, wo es doch keine schönen Erinnerungen sind? Es hat nichts mit Herzkino zu tun. Im Gegenteil sindesErfahrungen von Angst und Krankheit auf ihrem Weg, aber auchvonHilfeund Zusammenhalt in der Familie. Man hofftdarauf, dass diese Geschichte ein Happy Endfindet. DieseFluchtreise nimmttatsächlichauch ein gutes Ende, weil die Großfamiliefür einige Jahreeine Bleibeauf einem Gutshof in Schleswig-Holsteinfindetund mitarbeiten darf.In der Nachkriegszeitverstreuen sie sichin Mittel-und Süddeutschland.Meine vier Geschwisterund ichwollen nun noch einmal an den Heimatort meiner Großelternim heutigen Polenfahren undunsauch Stationen desFluchtwegsanschauen, um zu verstehen, was mein Vater, seine Geschwister und unsere Großeltern auf sich genommen haben, damit wir heute leben können. Inihren Tagebucherzählungen und aus den Familiengesprächen der letzten Jahrzehnte wird immer wieder deutlich, dass ihr Glaube ihnen den Weg gezeigt hat. Ihre Hoffnung und Zuversicht wurdenauf eine harte Probe gestellt, aber in allen Biografienzeigte sich, dass der Zusammenhalt und der Glaube an Gott ihnen Kraft gibt.Heute sind die meisten der neun Kinder bereits verstorben, aber diese Reise unternehmen wir auch, um unseren Kindern zu zeigen: Ihr habt eine Zukunft. Vertraut darauf, dass auch in heutigen Krisen Gottmit euch auf dem Weg ist.

    Roland Hinzmann, Leitungsteam Pastoraler Raum Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 7. Oktober 2023_Monika Klas_"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt"

    „You can’t win, if you don’t play!” oder „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!“

    Die beiden Sprüche passen auf viele Situationen im Leben, insbesondere wenn Scheitelpunkte erreicht oder wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden. 

    Ich finde, dass die beiden Aussagen auch hervorragend zur Situation in unserem Pastoralen Raum Wittlich passen. Der Rat des Pastoralen Raumes, der sich zusammen mit dem hauptamtlichen Leitungsteam regelmäßig trifft, hat unter anderem die Aufgabe, das Spielfeld und das Regelwerk für das pastorale Angebot der Zukunft umzugestalten und an die vorhandenen Bedingungen anzupassen. Und angesichts der vielen Vakanzen im Kleinen und der kirchlichen Entwicklung im Großen, ist es sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass wir als Christen im Bistum Trier, aber auch darüber hinaus, an einem Scheitelpunkt stehen, vor dessen Tatsachen wir nicht die Augen verschließen dürfen - das wäre sicher nicht im Sinne Jesu. 

    Wir sind also aufgefordert zu spielen und unter Einhaltung der sich verändernden Spielregeln einen Einsatz zu wagen, von dem wir nicht wissen, ob er uns das Spiel gewinnen lässt. Dabei müssen wir sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen, die – einmal verspielt – nicht mehr oder nur noch mit hohem Aufwand zurückzugewinnen sind. Außerdem entstehen Spielsituationen, die uns zum Nachdenken darüber zwingen, ob liebgewonnene und gewohnte Spielzüge noch zeitgemäß sind und noch zur Umgestaltung des Spielfelds passen. Auch die Spielfiguren wandeln sich, werden ausgetauscht und werden weniger. Kurzum: Die Botschaft Jesu bleibt dieselbe, aber das Spielfeld um sie herum wird von uns allen – bewusst oder unbewusst - neugestaltet. Jede und jeder von uns ist eine Spielfigur, die mit ihren Spielzügen dazu beiträgt, dass das Wagnis der Umstrukturierung gelingen kann. Aber unser Spiel ist kein Glücksspiel, bei dem wir alles verlieren können, denn wir haben mit unserem Gott den stärksten Spielpartner stets an unserer Seite. Also: „Let’s play!“ 

    Monika Klas

  • Glaube im Alltag 30. September 2023_Peter Zillgen_"Lesen gefährdet die Dummheit!"

    „Lesen gefährdet die Dummheit!“

    Dieser Satz steht in großen Buchstaben an einer Buchhandlung und ist mir ins Auge gesprungen: Ich finde, dieser Satz ist sehr wahr, denn Lesen steigert unsere Phantasie, macht uns kommunikativer, informierter und gibt mir Anstöße, die mich neu denken und die Welt neu sehen lassen… 

    Lesen gefährdet die Dummheit – diesen Satz können wir erst recht anwenden auf das sogenannte „Buch der Bücher“, auf das Lesen der Bibel. Und es ist wahr: Das Lesen der Heiligen gefährdet die Dummheit des Herzens, die in dieser Welt um sich greift und zu so viel Unmenschlichkeit führt. 

    Der heilige Hieronymus, dessen Gedenktag wir heute feiern, hat das schon im fünften Jahrhundert erkannt und festgestellt: „Die Heilige Schrift nicht kennen, heißt Christus nicht zu kennen“! Oder anders gesagt: heißt, Jesus keine Chance zu geben, mein Leben zu verwandeln und mein Herz menschlicher zu machen… Das Lesen der Bibel ist also: keine Nebensache für einen Christen, sondern die Basis, wenn wir unseren Namen ernstnehmen wollen. 

    Dem Wort Gottes wohnt eine Kraft inne, die wir aber viel zu oft ignorieren, unterschätzen oder links liegen lassen. Wie viele Bibeln mögen wohl ungenutzt im Regal verstauben oder regelrecht „verkümmern“, ohne ihr revolutionäres Potenzial in den Herzen der Menschen entfalten zu dürfen… 

    Lassen wir uns doch heute von Hieronymus ermutigen, dem Wort Gottes wieder mehr zuzutrauen, Gott mehr Gelegenheit zu geben, mein Leben zu bereichern und mein Herz zu verwandeln mit seinem Wort. 

    Also: warum nicht heute noch zur Bibel greifen und dem Wort Gottes eine Chance geben, mir zu zeigen, was in ihm steckt!? Ein Experiment wäre das wert! Und am Ende dieses Experiments, da gehe ich jede Wette ein, da wartet eine Welt mit mehr Menschlichkeit auf uns alle.

    Jugendpfarrer Peter Zillgen, Kirche der Jugend Marienburg

  • Glaube im Alltag 23. September 2023_Katrin Ehlen_Herr bleibe bei uns...

    Herr bleibe bei uns… 

    Wie oft hat mich diese Bitte in den letzten Wochen ja sogar Monaten begleitet. Auf meinen Wegen hier an der Mosel, auf den Autobahnen und Straßen auf denen ich sonst unterwegs war. Zurzeit wird gefühlt überall gebaut, da steht man plötzlich an einer Ampel oder muss eine Umleitung fahren. Dann heißt es bekannte Wege verlassen und neues ausprobieren. Kaum eine Wegstrecke kann wirklich auf dem direkten Weg befahren werde, dass bedeutet zusätzlich einen größeren Zeitaufwand, Umwege in Kauf nehmen und sich neu orientieren. Mal schnell von A nach B zu kommen, ist dann nicht drin. Herr, bleibe bei mir, helfe mir bei der Orientierung und lass mich gut ans Ziel kommen. So bete ich dann. 

    Aber nicht nur auf meinen Wegstrecken, die ich befahre, sondern auch in meinem Leben entdecke ich immer wieder eine Baustelle nach der anderen. Und hier bitte ich ebenfalls: „Herr, bleibe bei mir.“ Denn manchmal sind es so viele Baustellen, dass ich das Gefühl bekomme, den Überblick zu verlieren oder einfach keine Kraft mehr zu haben. Baustellen kosten Kraft und Zeit. Und da ist es besonders wertvoll, jemanden an seiner Seite zu haben, der den Überblick, die Orientierung behält. Manchmal braucht es für eine kurze Zeit eine Ampel oder eine Umleitung, die den Weg unterbricht, damit man Zeit hat die Lebensbaustellen anzugehen und zu bearbeiten. Das bedeutet aber auch, neue Strecken verlangen eine Neuorientierung und dass nicht nur für sich selbst, sondern oft auch für die Mitmenschen um einen herum. Das Gewohnte hinter sich lassen, achtsamer werden, sich ganz bewusst Zeit nehmen. Für mich bedeutet es, mich ganz darauf zu besinnen, Wer geht mit mir, denn ich bin nicht allein unterwegs. Da ist jemand, der mich begleitet, mich führt und mich sicher ans Ziel bringen wird. Ich muss mich nur auf Gott einlassen. 

    Katrin Ehlen, Krankenhausseelsorgerin

  • Glaube im Alltag 16. September 2023_Hermann Barth_Die weisen Alten

    Die weisen Alten

    „Wenn das Wasser zurückweicht, müsst ihr fliehen…“ – diese Worte hatte der Häuptling in Erinnerung. Er hatte sie von den Alten seines Stammes gehört. Und dann geschah es, das Wasser zog sich zurück. Der Häuptling rannte zu seinen Leuten und schrie: „Flieht! Alle! In die Berge!“.

    Jeder und jede packte die Kinder und rannte ins Inselinnere. Keinem einzigen Mitglied dieses Stammes wurde auch nur ein Haar gekrümmt, als die große Welle kam.

    Eine Reportage unter den vielen über die Flutkatastrophe vor einiger Zeit in Südostasien erzählte diese Begebenheit. Und ich fragte mich: Wo sind unsere alten, weisen Menschen? Wo sind die mit Würde alt gewordenen, die das Wohl unserer Gemeinschaft im Blick haben, hellhörig das reflektieren, was um uns herum geschieht? Wo sind die natürlichen Frühwarnsysteme unserer Gesellschaft? Es gibt sie nicht mehr. Und wenn es sie gibt, beachten wir sie nicht.

    „Vor einem grauen Haupt sollst du aufstehen und die Alten ehren“, wie fremd klingt dieses Zitat aus dem Alten Testament. Wie sehr haben wir uns in einer dem Jugendwahn verfallenen Zeit daran gewöhnt, das Alter als Problem und nicht als Krone eines guten und erfüllten Lebens zu verstehen.

    „Wenn das Wasser zurückweicht…“ – ohne die wache Erinnerung eines sensiblen alten Mannes wäre ein ganzes Volk ertrunken.

    Hermann Barth, Altrich

    Diplom Pädagoge und ehemaliger Geschäftsführer des Caritasverbandes

  • Glaube im Alltag 9. September 2023_Elfriede Klar_Ein Geschenk des Himmels

    Ein Geschenk des Himmels 

    Da stand sie an meinem Geburtstag vor mir, meine Enkelin, gerade 3, mit einem gefundenen Geschenkband um das Gesicht, obenauf eine prächtige Schleife, und sagte: „Oma, ich bin ein Geschenk, pack mich aus!“ Spontan mussten wir alle herzhaft lachen ob dieser originellen Idee. Dann klang doch in mir nach, was ich soeben gehört hatte: „Ich bin ein Geschenk“ und „Pack mich aus!“ – damit war genau ausgesprochen, was die Grundlage für unser friedvolles und erfüllendes Zusammenleben ist. Dieses Kind, wie jeder Mensch, ist ein Geschenk des Himmels, aus Liebe ins Leben gerufen. Und ein Geschenk erfüllt seinen Sinn nur, wenn es nach Entfernung der Verpackung Überraschung und Freude bewirkt. „Pack mich aus!“, hatte das Kind gesagt, mit anderen Worten: „Entdecke, was in mir steckt!“. Ein Blick hinter die Fassade lässt uns erkennen, wer wir wirklich sind – alle ein Leben lang auf der Suche nach ein bisschen Glück, nach Geborgenheit, nach Beachtet- und Geliebtwerden. 

    Genau da traf auch Jesus die Menschen. Er suchte die Begegnung mit Ihnen, ganz auf Augenhöhe und in Respekt, ungeachtet der äußeren Umstände. Hinter der „Verpackung“ traf er sie, fand den Weg in ihr Herz, berührte es und bewegte etwas. Dem macht- und geldgierigen Zöllner verhalf er so zu einem Lebenswandel, der Ehebrecherin gab er ihre Würde zurück und den Ausgegrenzten ermöglichte er die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. 

    Einander bewusst wahrnehmen, sich öffnen und Vertrauen erleben, das schafft Lebensfreude und auch Trost in schweren Zeiten. Es lässt erahnen, was Jesus meinte, wenn er von einer „Fülle des Lebens“ sprach, die jene erfahren, die seinen Weg mitgehen. Vieles im Leben wäre einfacher, wenn wir auf die im Raum stehende Bitte des Kindes zur Antwort fänden: „Ja, du mein Mitmensch, du bist ein Geschenk. Schön, dass es dich gibt. Danke, dass du mir dein Vertrauen schenkst und dich mir öffnen willst. Du hast auch mein Vertrauen. Pack mich aus!“ 

    Elfriede Klar 

    Lehrerin im Ruhestand, Esch

  • Glaube im Alltag 2. September 2023_Wolfram Viertelhaus_Austreten ist auch keine Lösung

    Austreten ist auch keine Lösung 

    Zu den vielen Menschen, die in dieser Zeit die Kirchen verlassen, gehören auch Freunde, Bekannte und langjährige Weggefärten. Jeder Austritt schmerzt und ist eine Anfrage an mich: Warum bleibst du in einer Kirche, in der es so viel Versagen gibt, wo Macht regiert, wo die Hälfte der Menschheit diskriminiert wird …..Als ich mal mit meinem Sohn diese Frage diskutierte, meinte er: „Im Staat passt mir auch Vieles nicht, da kann ich auch nicht einfach austreten!“ Die frohe Botschaft Jesu fasziniert mich bis in mein Alter, gibt mir Mut, Kraft, Freude, Zuversicht und Hoffnung. Christ-sein ist an Gemeinschaft wie die Kirche gebunden. Zur Weitergabe des Glaubens be-darf diese Kirche auch einer festen Struktur. 

    Die unzähligen Mitchristen fallen mir bei der Frage des Kirchenaustrittes ein, die mit mir meinen Glaubensweg gegangen sind, faszinierende Menschen, glaubwürdig, begeisternd, echte Jesusnachfolger/innen. So wie der vor wenigen Wochen verstorbene Freund, mit dem ich seit Studientagen neue Wege gesucht und diskutiert habe. Oder die vielen jungen Menschen, die mir in meinem Beruf anvertraut waren und mit denen ich um unseren Glauben gerungen habe. Alle diese Menschen würde ich mit einem Austritt verraten. Und den Reformunwilligen und -unfähigen würde ich noch einen Gefallen tun! Nein, das ist auch meine Kirche. Die frohe, befreiende, heilsame Botschaft Jesu hat mich zeitlebens beflügelt, mich einzumischen und mich zu engagieren. Auch wenn ich öfters gescheitert bin und drohte zu resignieren, habe ich ei-niges erreichen können. Ich habe doch immer wieder eine Nische gefunden, in der ich mit anderen in Freiheit Kirche leben und gestalten konnte und noch darf. Dazu zählt auch das Projekt Autobahn- und Radwegekirche St. Paul Wittlich. All das bedenkend komme ich zu dem Schluss: Nein, Austreten ist keine Lösung! 

    Wolfram Viertelhaus. Lehrer i.R. Wittlich

  • Glaube im Alltag 26. August 2023_Uschi Fusenig_...welch ein Wunder! 

    ...welch ein Wunder! 

    "Das kann doch nicht wahr sein, da läuft einer nur mit einem langen Hemd und Sandalen bekleidet durch meine Straße und spricht alle Menschen an, denen er begegnet. Danach gehen sie mit einem Lächeln im Gesicht weiter ihres Weges", sagt die alte Dame im Selbstgespräch, als sie wie jeden Tag aus ihrem Fenster nach draußen schaut. Seit vielen Jahren ist sie an ihre Wohnung gebunden; die Welt da draußen ist zu weit weg, denn eine Gehbehinderung ermöglicht ihr nur wenige, schmerzfreie Schritte. Das Fenster und der Blick sind ihre Kontakte mit der Außenwelt .Kopfschüttelnd schaut sie nun zu wie dieser Mann mit den Menschen redet, sie ab und zu sogar berührt, eine Hand auf die Schulter legt, auf den Kopf, auf die Augen. Und die Menschen gehen erleichtert, froh, geradezu glücklich weiter. "Schade", flüstert sie, "wenn ich nur auch zu ihm gehen könnte! Noch besser, er würde zu mir kommen! "Die alte Dame öffnet das Fenster ,gerade steht der Mann vor ihrem Haus. Erstaunt sieht sie ihn an und er schaut zu ihr.Ein leises "bitte" flüstert sie und macht eine einladende Geste. Der Mann versteht sie und geht auf ihr Haus zu. Die alte Dame bemüht sich den Weg zur Haustür so schnell es ihr möglich ist zu überwinden. Mit jedem Schritt wird es ihr dabei leichter ums Herz. Dann klopft es an der Tür, sie öffnet, blickt in gütige Augen dieses Mannes und spricht zu ihm: "Du bist der Mann, der die Menschen glücklich macht, ich habe es gesehen. So sehr wünsche ich mir dieses Gefühl auch einmal wieder empfinden zu dürfen". Der Mann schaut sie an, legt seine Hände auf ihren Kopf und sie spürt eine prickelnde Wärme, die sich Raum nimmt und sie durchflutet vom Kopf bis in ihre Fußspitzen. So fühlt es sich also an das Glücklichsein, denkt sie und ist voller Dankbarkeit für diesen Moment des Erlebens. Der Mann blickt sie an mit wissenden Augen, verharrt einen Moment und ihre Blicke treffen sich, als wären sie alte Bekannte.Mit leise gesprochenen Worten verabschiedet er sich dann: "Bewahre diesen Augenblick in deinem Herzen,du bist nun frei". Die alte Dame schließt die Tür und noch ganz ergriffen geht sie durch ihre Wohnung zum geöffneten Fenster. Doch ein Blick auf ihn ist nicht mehr möglich, er ist bereits außer Sichtweite.Nun steht sie dort und merkt erst jetzt, dass sie ohne ihre Gehhilfe und ohne Schmerzen von der Tür zum Fenster gegangen ist. "Welch ein Wunder", denkt sie erstaunt und schickt ein "herzlichen Dank" hinaus in die Welt, das der Wind sicherlich zu ihm tragen wird.(frei nach Lk 13,11-13)

    Uschi Fusenig,

    Prädikantin Evangelische Kirchengemeinde Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 19. August 2023_Konstanze Petry_Ein bisschen so wie Rochus… 

    Ein bisschen so wie Rochus… 

    Dieses Wochenende ist ganz Wittlich in Feierlaune. Die Bevölkerung der Stadt feiert die Säubrennerkirmes. Aber am Wochenende steht nicht nur die Sage um die Sau im Fokus. Es wird auch der Stadtheilige Sankt Rochus geehrt. Doch wer war dieser Rochus eigentlich? Er wurde als Sohn reicher Eltern geboren, verlor diese früh, verschenkte sein Vermögen und trat dem dritten Orden des Heiligen Franziskus bei. Zur Zeit der großen Pestepidemie half er bei einer Romreise ohne Angst bei der Pflege von Pestkranken, vertraute darauf, dass Gott ihn nicht allein lässt. Später erkrankte er selbst an der Krankheit und zog sich in eine einsame Hütte zurück, wo er von einem Hund mit Brot versorgt wurde bis er genesen war. Die Krankheit hatte ihn so gezeichnet, dass er nicht erkannt und als Spion gesehen wurde. Man warf ihn daher ins Gefängnis, wo er unerkannt und ohne Groll ausharrte, bis er nach fünf Jahren am 16. August starb. Rochus war ein Freund der Menschen, ein Helfer und Wohltäter. Er ist heute noch ein Beispiel und eine Ermutigung für alle, die scheinbar mehr geben als sie bekommen und für die, die sich einsetzen für die Allgemeinheit. Solche Menschen werden häufig belächelt oder nicht wirklich wahrgenommen. Auch heute helfen und pflegen engagierte Menschen ihre Mitmenschen. Gedankt wird es ihnen nur selten. Auch an der Säubrennerkirmes gibt es viele, die sich für ihre Mitmenschen einsetzen und ein bisschen so wie Rochus sind. DRK, Malteser, Feuerwehr, Ordnungsamt und Polizei uvm. sind dauerhaft und teils ehrenamtlich im Einsatz, um den Besuchern der Kirmes ein schönes Fest zu bereiten und zu helfen, wo es nötig ist, so wie Rochus. Möge der heilige Rochus den vielen Helfer*innen in diesen Tagen die Kraft geben, ihre Aufgabe zu erfüllen und lass uns alle, wenn wir einem "Rochus" auf der Kirmes begegnen, diesen auch erkennen, damit dieser und dessen Einsatz nicht unerkannt bleibt. 

    Konstanze Petry 

    - Oberstudienrätin an der IGS Salmtal -

  • Glaube im Alltag 12. August 2023_Bruno Comes_Zeit der Stille

    Zeit der Stille 

    Das öffentliche Wirken eines gewissen Jesus aus Nazareth dauerte wahrscheinlich etwa drei Jahre. Eine Zeit, in denen er, egal wie man zu ihm steht, Weltgeschichte geschrieben hat. Man würde meinen, in einem so kurzen Zeitraum müsste Jesus permanent aktiv gewesen sein: Also sich der Sorgen der Menschen annehmen, ihnen Mut machen, ihnen vom Reich Gottes predigen und so verkrustete Bilder in den Köpfen aufbrechen und Kranken Heil bringen, um nur ein paar Beispiele aufzuzählen. Doch zu dem Bild, was die Bibel von ihm zeichnet, gehört auch, dass er sich immer wieder, bisweilen aus dem größten Trubel, in die Stille zurückzog um zu beten. 

    So wird es uns beispielsweise im heutigen Sonntagsevangelium erzählt (vgl.: Matthäus 14, 23). 

    Er stieg auf einen Berg, um in der Einsamkeit zu beten. 

    Das ist kein unwichtiger Nebensatz. 

    Diese Zeit des Gebets war für Jesus offensichtlich eine unverzichtbare innere Kraftquelle. Er hat in der Stille die Nähe dessen gesucht, den er Vater nannte. 

    Nun bin ich als Pastor natürlich immer für das gemeinsame Beten im Gottesdienst, aber das Beten in der Einsamkeit hat ohne Frage auch einen besonderen Wert. 

    Wie finde ich nun, vielleicht mitten im Stress eines Arbeits- oder Familienlebens zur Ruhe, zur Stille, zum Gebet? 

    Zwei Gedanken können dabei vielleicht helfen: 

    1. Sich ganz bewusst „Freiräume“, eine kleine freie Zeit „erkämpfen“, sich mal nicht vereinnahmen oder ablenken lassen und sich dafür kein schlechtes Gewissen einreden lassen und dabei erfahren, dass das Stillwerden und Hören auf Gott das Leben wesentlich bereichert. 

    2. Aktiv einen „Ortswechsel“ vornehmen und dabei Ruhebereiche entdecken, wo wir betend aufatmen können. Das kann z.B. eine Kirche oder Kapelle sein oder ein Bildstock am Wegesrand oder auch eine in der Wohnung aufgestellte Kerze, wo man Gott sein Leben hinhält und innerlich still wird. 

    Ich wünsche wohltuende Erfahrungen mit der Stille und dem persönlichen Gebet! 

    Bruno Comes, Pfarrer im Pastoralen Raum Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 5. August 2023_Mathieu Valet_Es ist Sommer

    Es ist Sommer. Endlich mal Zeit, sich um sich zu kümmern, nicht Chef oder Schule den Takt vorgeben zu lassen, sondern nach den eigenen Interessen zu handeln. Lesen Sie ein Buch, fahren Sie in den Urlaub oder legen Sie einfach mal die Beine hoch. Achtsamkeit ist das Gebot der Stunde – nicht nur in den Ferien sondern auch im Alltag: Auf die eigenen Wahrnehmungen und Bedürfnisse achten. Das geht umso besser, da ja bekanntlich Sauregurkenzeit ist und man sich nicht einmal viel mit Nachrichten und Politik auseinanderzusetzen braucht. 

    Eine hoch politische Lesung hat uns in dieser Zeit hingegen die kirchliche Leseordnung am vergangenen Sonntag zugemutet – allerdings nicht auf den ersten Blick. „Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz“, bittet der junge König seinen Gott, von dem er aus Anlass seines Amtsantritts einen Wunsch frei hat. Mit Salomo können wir also achtsam sein und unsere Interessen und Bedürfnisse mit einem hörenden Herzen geistesgegenwärtig wahrnehmen ohne – das versteht sich von selbst – gleich zu bewerten. Schön, dass die Bibel auch hierfür einen passenden Anknüpfungspunkt gibt. 

    Überraschend dann die politische Komponente: Ganz so bewertungsfrei stellt sich der König seine Achtsamkeit nicht vor. Er verbindet seine Bitte, wie unachtsam, sogar mit einem Zweck. Das hörende Herz braucht er damit er das „Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht!“(1 Kön 3,9) 

    Die Kluft zwischen Gut und Böse, der Unterschied zwischen Gott und seinen menschlichen und übermenschlichen Gegenspielern durchzieht die Bibel. Selten tritt dieser Unterschied in Reinform auf und zeigt sich als absoluter Gegensatz. Oft genug findet sich auch das biblische Personal vor der Herausforderung, unterscheiden zu müssen, Kompromisse einzugehen und statt der besten eher die am wenigsten schlechte Wahl treffen zu müssen; ganz so wie im echten Leben. Die guten und vorbildhaften Persönlichkeiten der Bibel sind die, die abwägen. Sie versuchen sich ein möglichst vollständiges Bild der Lage zu machen. Sie ziehen verschiedene Blickwinkel und Interessen in Betracht und bemühen sich vor allem darum, das Gesetz Gottes, die Tora, ihre Grundsätze und Werte mit den Erfordernissen der Zeit in Verbindung zu bringen. 

    Als guter Politiker möchte Salomo nicht einfach nur oberflächlich Interessen bedienen. Ist das nicht richtungweisend? 

    Mathieu Valet, Kaplan, Pfarrei im Wittlicher Tal St. Anna

  • Glaube im Alltag 29. Juli 2023_Paul Plehacz_Schön wär's!

    Schön wär´s! 

    Obwohl wir gerade Corona überstanden haben und in einigermaßen sicheren Verhältnissen leben,scheinen viele Bürger unzufriedener denn je. Ständig wird auf sämtliche staatliche und kirchliche Institutionen geschimpft und gelästert. Diese Miesepetrigkeit ist ansteckend wie die Wahlumfragen deutlich zeigen. Und christlich positives Gedankengut ist in diesen Zeiten verpönt. Leider scheitern viele Bemühungen oft an unserer eigenen oder der „Miesepetrigkeit der anderen.  Hinzu kommt das weit verbreitete Motto: „Von dem Geld,das wir nicht haben, kaufen wir Dinge,die wir nicht brauchen, um Leuten zu imponieren, die wir nicht mögen.“ Nach der biblischen Devise „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ ist Hilfe von oben kaum zu erwarten. Also müssen wir wohl selbst aktiv an unserer Grundeinstellung arbeiten; denn tief im Inneren schlummert die Sehnsucht nach einer heilen Welt, in der wir nicht allein gelassen bleiben wollen und ein Draht nach oben vorhanden ist. Wie es funktionieren kann, zeigt folgende Geschichte: Ein Junge, der auf der Suche nach Gott ist, berät sich mit seiner weisen Mutter. Die schlägt ihm vor, mit einem gut gefüllten Picknickkorb in den Park zu gehen, um ihn zu finden. Dort sitzt lediglich eine alte Frau auf der Parkbank, die den Tauben zuschaut. Der Junge setzt sich zu ihr und bietet ihr eine seiner Köstlichkeiten an und ... sie lächelt. Zurück zu Hause fragt ihn die Mutter nach seiner Begegnung. Der Junge antwortet: “Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen, und sie hat ein wunderschönes Lächeln!“ Auch die alte Frau wird abends von ihrem Sohn gefragt, warum sie so fröhlich aussehe. Sie antwortet lächelnd: “Ich habe mit Gott zu Mittag gegessen und er ist viel jünger als ich gedacht habe." Für den Anfang reicht es vielleicht, statt mit Miesepetrigkeit mit einem Lächeln aufeinander zuzugehen; denn Lächeln ist nicht nur der kürzeste Weg zwischen Menschen, sondern auch die beste Möglichkeit, seinem Gegner die Zähne zu zeigen. 

    Paul Plehacz, Lehrer i. R. 

  • Glaube im Alltag 22. Juli 2023_Thomas Pesch_Sommerinterview

    Sommerinterview 

    Interessiert verfolge ich derzeit die Sommerinterviews mit Politiker_innen jedweder Couleur im Fernsehen. Dabei fällt mir immer wieder eine Gemeinsamkeit auf. Egal, wie konkret die gestellte Frage auch ist, sie wird nie konkret beantwortet. Oftmals kreist die Antwort die Frage noch einmal vorsichtig ein und verschwindet dann im Nichts. Auch mehrere Nachfragen seitens der Moderator_innen führen nicht zum Ziel. Die Nichtbeantwortung der Frage lässt für die Zukunft alle Optionen offen. Nur nicht festlegen. Nichts sagen, woran ich später gemessen werden kann. Als Pfadfinder bin ich da anders sozialisiert. Im Pfadfindergesetz heißt es: "Als Pfadfinder_in sage ich, was ich denke und tue, was ich sage". Was heißt das für mich ganz konkret? Ich bilde mir eine Meinung, beziehe Position und trage mit meiner Aussage zu einer offenen Diskussion bei. Ich stehe zu dem, was ich sage und lasse mich an dem messen, was ich gesagt und auch versprochen habe. Ich lasse andere zu Wort kommen, wäge deren Argumente ab, mache sie mir zu eigen, oder verwerfe sie. Das ist das, wonach ich mich immer mehr sehne. Menschen, die zu ihren Aussagen und Versprechen stehen. Menschen, die natürlich auch mal irren, die aber auch zu ihren Irrungen stehen können und sich dafür sogar entschuldigen. Ich habe Sehnsucht nach wahrhaftigen Menschen. Sehnsucht nach einem offenen Meinungsaustausch, der von gegenseitiger Wertschätzung, konstruktiver Kritik und Interesse an der Meinung des jeweiligen Gegenübers geprägt ist. Und ich habe Sehnsucht nach Menschen, deren Zusage gilt. Jesus hat uns das vorgemacht. Seine Zusage, sein Ja zu mir, das gilt bis heute. Es gilt bedingungslos. Lassen wir uns davon inspirieren. 

    Thomas Pesch, stellv. Pflegedirektor im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich
    und Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit

  • Glaube im Alltag 15. Juli 2023_Johannes Jaax_Versuch’s mal mit Gemütlichkeit 

    Versuch’s mal mit Gemütlichkeit 

    Unvergessen, der Song von Balu aus dem Film „das Dschungelbuch“: „Probiers mal mit Gemütlichkeit, mit Ruhe und Gemütlichkeit jagst du den Alltag und die Sorgen weg …“ Wenn´s denn so einfach wäre. Auf jeden Fall, der Song trifft die Sehnsüchte vieler Menschen, gerade jetzt, wo Ferienzeit ist und viele in den Urlaub fahren. Wo ist es am schönsten, wo kann ich mich am besten erholen, wo kann ich abschalten, wo kann ich wieder zu Kräften kommen, wo kann ich etwas erleben? 

    Seltsam, dass wir scheinbar genau dazu in der Kirche am letzten Sonntag die Worte Jesu hörten: „Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken … und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ – klingt wie ein Angebot Jesu für Urlaub. Urlaub - eine heilige Zeit?! 

    Passt, wird doch im englisch sprachigen Raum die Ferienzeit „holidays genannt – heilige Tage. Und „holi“ hat den gleichen Wortstamm wie whole, das Wort für „ganz, heil“. Also heilige Tage zum ganz werden, gesunden. 

    Wir Deutschen sprechen ja eher vom „Urlaub“, mit Mittelhochdeutschen „urloup“ die Erlaubnis wegzugehen, die der Lehnsherr dem Ritter zu geben hatte. 

    Und Franzosen, Spanier, Amerikaner sprechen von „vacance, vacaciones, vacation“, vom Urlaub als einer Zeit der Freiheit und Muße. 

    Mir scheint: Urlaub und Glauben haben viel gemeinsam. 

    Zu beiden gehört das Reisen. Ein Theologe hat mal den spannenden Satz geprägt: „Das wichtigste am Glauben sind die Füße.“ Glauben heißt unterwegs sein. Neue Erfahrungen machen. Fremdes kennen lernen. Offen sein. Aufzubrechen. = Urlaub 

    Beide sagen uns, es ist erlaubt, wir dürfen. Freiheit gehört zum Menschen, nicht nur der Zwang zu schuften und für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Es ist ein Kernpunkt unseres Glaubens: wir feiern jeden Sonntag das Fest der Befreiung! 

    Zum Urlaub gehört das Genießen, zum Glauben auch. So sehr, dass der heilige Franziskus von der Ewigkeit spricht als dem ewigen Genießen Gottes. 

    Also feiern sie den Urlaub, genießen sie diese Zeit – es sind heilige Tage.

    Johannes Jaax, Pfarrer, Pfarreiengemeinschaft Salmtal

  • Glaube im Alltag 8. Juli 2023_J.-W. Henrich_Kircheneintritt

    Kircheneintritt

    Kirchen sind Inseln. Ausatmen, aufatmen, entspannen, zu sich kommen, sich finden, wiederfinden. Was macht das Besondere an Kirchen aus? Vielleicht, dass sie das Leben kennen, durch und durch, in allen Facetten, Höhen und Tiefen. Wie ein Mensch, dem man nichts erklären muss, weil er das Leben kennt, alles. Keine Fragen, keine Rechtfertigung, kein Urteilen. Ein Mensch wie eine Insel. Seine Gegenwart reicht, um sich in Momenten gerettet zu fühlen. Etwas davon empfinde ich oft, wenn ich eine Kirche betrete. Gerade wenn ich dort alleine bin, spüre ich, dass sie voller Leben ist, voller Lebensgeschichten, voller Gebete, geflüsterter oder unausgesprochener Worte, denen Menschen oft nur hier Raum und Zeit schenken. Ich setze mich und spüre, dass ich hier nichts erklären muss. Die Stille der Kirche ist wie das Schweigen eines guten, weisen Menschen, der alles kennt. So viel Leben, geborgen unter dem alten Gewölbe, aufbewahrt in den Steinen, Klage- und Glücksmauern. Ich denke an die Kirche unserer Gemeinde. Wie viel geteiltes Leben in nur einer Woche: Am Dienstag nehmen wir Abschied von einer jungen Mutter. Am Samstag feiern wir die Liebe zweier Menschen. Am Sonntag Konfirmation, Aufbruch ins Leben. Schmerz und Glück, Leiden und Liebe, Tränen und Lachen - alles hat hier Platz. Zu fast allem, was ich in meinem Leben erfahre, gibt es Geschichten anderer Menschen, manche viele Jahrhunderte alt. Nie bin ich in der Kirche allein. Auch und gerade, wenn sonst niemand da ist. Das spüre ich. Das suchen viele Menschen, die eine Kirche betreten, ganz allein. Das erleben Menschen manchmal ganz unvermittelt in der Kirche. Aufgehoben mit meinem Leben im Leben vieler, gerade auch mit dem, was ich kaum ausspreche und hier auch nicht aussprechen muss. Ich werde einfach empfangen. Vom Leben empfangen. Von Gott empfangen. Ich darf sein. Wie eine Insel. Gerettet. Ausatmen, aufatmen, entspannen, zu mir kommen, mich finden, wiederfinden. Kircheneintritt.

    J.-W. Henrich, ev. Pfr. in Traben-Trarbach

  • Glaube im Alltag 1. Juli 2023_Christiane Friedrich_Genossenschaftlich in der Einen Welt

    Genossenschaftlich in der Einen Welt

    Am heutigen ersten Samstag im Juli ist der Internationale Aktionstag der Genossenschaften. Seit 1895 sind sie weltweit zusammengeschlossen in der Internationalen Kooperativen Allianz (ICA), einem unabhängigen, nichtstaatlichen Verbund von derzeit etwa 700 Millionen Mitgliedern weltweit und etwa 20 Millionen Mitgliedern in Deutschland. In das UNESCO-Kulturerbe aufgenommen, tragen sie ihren Beitrag in die Gesellschaften hinein. Die sieben Grundsätze einer Genossenschaft lauten: freiwillige und offene Mitgliedschaft; demokratisch; wirtschaftliche Teilhabe der Mitglieder; eigenständig und unabhängig; ausbilden, fortbilden und informieren; mit anderen Genossenschaften kooperieren; für die Gemeinschaft vorsorgen.

    Beispiele sind Wohnungsbaugenossenschaften, in denen mehrere Generationen zusammenleben in bezahlbarem Wohnraum und sich Jung und Alt gegenseitig im Alltag unterstützen. Geldanlagen der Mitglieder von Genossenschaftsbanken fließen beispielsweise in integrative Sozialprojekte. Winzergenossenschaften ermöglichen, dass kleinere Betriebe rentabel wirtschaften können. Es gibt Bürgerenergie-, Pflege-, Senioren-, Sozialgenossenschaften und genossenschaftlich organisierte Kulturzentren.

    Diese Idee der genossenschaftlichen Werte wie Selbsthilfe, menschenwürdig gleich, demokratisch, offen, sozialverantwortlich und an anderen Menschen interessiert sein, erinnert mich an die ersten Christinnen und Christen: Sie trafen sich, erinnerten und lebten die Frohe Botschaft in Gemeinschaft, brachen das Brot miteinander und beteten, hielten zusammen und verfügten gemeinsam über ihren Besitz und teilten miteinander, wenn jemand bedürftig war (vgl. Apg 2,42-45).

    Wie anders sähe die Welt aus, wenn wir alle uns als Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftler unserer Einen Erde begreifen würden?

    Christiane Friedrich, Pastoralreferentin für Erwachsenenbildung im Pastoralen Raum Wittlich

  • Glaube im Alltag 24. Juni 2023_Armin Surkus-Anzenhofer_Was treibt mich an?

    Was treibt mich an? 

    Bäcker Winfried Schmitz aus Daleiden in der Eifel geht auf Nummer Sicher. Ein Einmachglas mit seinem Sauerteig lagert in einem Kühlschrank in der weltweit einzigen Sauerteig-Bibliothek im ostbelgischen St. Vith. 144 Sauerteige aus 28 Ländern hat Karl De Smedt dort als „Hüter der Teige“ zusammen getragen. 

    Mir gefällt die Idee mit der Sauerteig-Bibliothek. Sie zeigt, wie kostbar und einmalig jeder einzelne Sauerteig ist und wie sehr wir auf ihn achtgeben, ihn wahren und schützen müssen. 

    Ich glaube, auch Jesus würde die Idee mit der Sauerteig-Bibliothek gefallen. Hat er nicht das Reich Gottes mit Sauerteig verglichen? Im Mehl und im Teig dieser Welt wirkt dieser Sauerteig des Glaubens. Gottes Geist ist dieser Sauerteig und er wirkt in jedem von uns. 

    Manchmal spüren wir davon nichts. Sorgen werden übermächtig. Die Nachrichten des Tages lähmen. Die Parolen dieser Welt sind so laut. Da ist es gut, in die Sauerteig-Bibliothek meines, unseres Glaubens zu gehen. Welches Sauerteig-Fitzelchen ist noch da? Welches Bibelwort wirkt in mir? Welche Überzeugung in mir ist nicht klein zu kriegen? Welches Mutwort vertrauter Menschen meldet sich wie selbstverständlich? Welche Glaubenshoffnung ist lebendig? In welcher Ecke in mir ist der Sauerteig, der mich im wahrsten Sinn des Wortes hat „gehen“ lassen in diese Welt? 

    In Belgien ist mit der Aufschrift „Sauerteig 138“ die Arbeit, die 125jährige Tradition und das Geheimnis der Eifler Bäckerei Schmitz verwahrt. Sollte der Bäckerei ihr Sauerteig ausgehen, findet sie dort ihr „Backup“. Wo finde ich „Nachschub“, wenn Glaube und Überzeugung verloren zu gehen drohen? Wo finde ich die Kraft, die mich antreibt und gehen lässt? 

    Eines ist klar: Wenn ich mein Stück Sauerteig hervorkrame, dann wird es sein wie früher und es verwandelt doch alles. Sorgen, Ängste, Nachrichten, Pläne, meine kleine Welt und die große, alles durchwirkt. Mein Sauerteig, er ist alt und macht neu. Ich werde ihn aufbewahren wie in einer kostbaren Bibliothek. 

    Armin Surkus-Anzenhofer, Pastoralreferent im Pastoralen Raum Wittlich und an der FachstellePlus für Kinder- und Jugendpastoral Marienburg und Wittlich

  • Glaube im Alltag 17. Juni 2023_Robert Friedrich_Energiewende

    Energiewende 

    Konnten Sie ein wenig Urlaub machen? Wenn Sie diese Zeilen lesen, dann sind die Pfingstferien schon wieder vorbei. Wie sehr wünscht man sich, diese schönen Momente mit in den Alltag „retten“ zu können! Allzu oft „verdunsten“ im Alltagsstress diese Energiereserven ganz schnell wieder. Auch mir geht es oft so. Im aktuellen Evangelium zum Sonntag heißt es passend dazu: „… denn sie waren müde und erschöpft!“ (Matthäus 9,36-10,8). Dieses Gefühl der „Erschöpfung“ verstärkt sich, wenn wir die Schlagzeilen in den Medien lesen: Krieg, Energieversorgung, Rezession, … . 

    Die Frage nach der zukünftigen Energieversorgung geht heute weit über Fragen für die eigenen vier Wänden hinaus. Nach einem lang ersehnten Frühling können wir jetzt, zu Beginn des Sommers, zumindest wieder etwas Licht und Wärme tanken. Daher möchte ich Sie fragen: Womit laden SIE ihre inneren Batterien jetzt auf? Was gibt IHNEN jetzt Energie? Die Antwort des christlichen Evangeliums ist „Freude“ vom griechischen „euangelion“ - Frohe Kunde/Botschaft. Tief empfundene Freude ist ohne Frage eine der stärksten Energiequellen! 

    Im Urlaub ist mir mal wieder bewusst geworden, dass die besonders frohen Momente nicht unmittelbar den Fragen von Zweckmäßigkeit unterworfen sind; es sind sozusagen Pausen von der „Zweckmäßigkeit“. Jeder Tank muss einmal gefüllt, jeder Akku einmal geladen werden. Auch dazu bedarf es Pausen. In jedem Musikstück gibt es Momente der Stille. Erst diese Pausen, so kurz sie auch sind, lassen uns den Rhythmus der Musik spüren. Man kann nicht immer nur „Vollgas“ geben! In diesem Zusammenhang vergisst man unter dem Gebot der „Nächstenliebe“ ganz schnell den vollständigen Wortlaut des wichtigsten christlichen Gebots: Liebe GOTT und deinen NÄCHSTEN wie dich SELBST. Merken sie etwas? GOTT und der NÄCHSTE stehen mit dem ICH untrennbar in Verbindung. Nur so entsteht ein gesunder „Energiekreislauf“. Modern ausgedrückt spricht man in diesem Kreislauf auch heute von der Me-Time, also der Zeit, die ich mir persönlich zugestehe. Das hat im besten Sinne nichts mit Egoismus zu tun, sondern gehört notwendig zu gesunden Lebenskreisläufen. 

    „Mach mal Pause!“, so ein Werbeslogan einer bekannten Getränkemarke. Die Frage ist dann noch, wann und wo? In der schönen Eifel um Wittlich herum haben wir viele Orte, die zu einer Pause einladen. Das kann z.B. eine Parkbank sein, ein Café oder auch ein grünes Plätzchen in der Natur. Ganz gleich, wo wir Pause machen, entscheidend ist nur, dass wir uns zwischendurch regelmäßig Pausen gönnen, um sozusagen „im Rhythmus zu bleiben“. 

    Für einen kurzen „Tankstopp“ zwischendurch kann ich Ihnen auch einen Besuch der Klosteranlage Himmerod empfehlen. Egal, ob im wunderschönen Klostergarten oder in der Stille der Abteikirche: Himmerod wirkt wie ein großes Pausenzeichen in der Melodie des stressigen Alltags! Für welche Energiequelle Sie sich auch entscheiden: Ich wünsche Ihnen, dass Ihre persönliche Energiewende gelingt, in dem Sie auf Ihren inneren Energiekreislauf achten. Es ist IHRE Zeit für die Energiewende!

    Robert Friedrich, Gemeindereferent, Pfarreiengemeinschaft Landscheid

  • Glaube im Alltag 10. Juni 2023_Peter Zillgen_An keiner Not vorübergehen...

    An keiner Not vorübergehen… 

    Liebe Leserinnen und Leser, 

    haben Sie schon mal von den Hikikomori gehört? 

    Ich hab sie erst letzte Woche kennengelernt – und sie schwirren mir seitdem durch den Kopf… Als Hikikomori werden in Japan Menschen bezeichnet, die sich nur noch in ihrer Wohnung oder ihrem Zimmer einschließen und den Kontakt zur Gesellschaft auf ein Minimum reduzieren. 

    Sie reagieren damit auf den Druck der Leistungsgesellschaft, die in Japan besonders stark ausgeprägt ist, auf eine zunehmende Anonymisierung und ein grundsätzliches Gefühl der Überforderung. 

    Und diese Menschen, das belegen dann Studien: Isolieren sich und werden immer trauriger, weil niemand Notiz von ihnen nimmt, weil ihnen ihr Leben wertlos vorkommt – und sie treiben die Suizidrate in Japan in die Höhe, die zu den höchsten weltweit gehört. Ihr Leben geht zu Ende, ohne dass es jemals richtig beginnen durfte. Ein trauriges Zeichen der Zeit… 

    Wenn wir am Donnerstag vielerorts Fronleichnam gefeiert haben, dann steht da aber ein Gott im Mittelpunkt, der diese, unsere Not erkannt hat und der sich darum auf den Weg zu uns macht, weil Ihm die Hikikomori aller Zeiten und Regionen nicht egal sind, ein Gott, der an Not und Einsamkeit nie vorübergeht, sondern der den Menschen sucht und der nicht ruht, bis Er ihm nahekommt und ihn erfahren lässt, wie wertvoll der Mensch für Ihn ist. 

    Einen solchen Gott braucht die Welt auch noch im Jahr 2023, manchmal denke ich, mehr denn je. Und sicher nicht nur in Japan. Aber dieser Gott braucht auch Menschen, die Ihn verstehen, Menschen wie Sie und ich, die dasselbe tun wie Er: Zu den Menschen zu gehen, die sich einsam, verlassen und verloren vorkommen, die „Hikikomori“ auch hier bei uns wahrzunehmen, sie anzusehen und erfahren zu lassen, dass sie nicht egal sind, dass ihr Leben unbedingte Bedeutung hat. 

    Lassen wir uns doch von diesem Gott „brauchen“ und lassen wir unsere Mitmenschen ihre unbedingte Bedeutung erfahren. Jede Begegnung, die heute auf mich wartet, ist eine Gelegenheit dazu! 

    Peter Zillgen, Jugendpfarrer, Marienburg

  • Glaube im Alltag 3. Juni 2023_Manfred Walter_"Beziehungs-TÜV", eine Anregung

    „Beziehungs – TÜV“, eine Anregung 

    Vor kurzem stand ein Reifenwechsel an und alle zwei Jahre der Fahrzeug – TÜV. Wäre so ein TÜV nicht auch für unsere Beziehungen immer wieder wichtig? Wie wertvoll Gemein- schaft und Beziehungen sind, haben wir während der Corona Zeit besonders zu schätzen gelernt. Sie sind ein Geschenk. Das gilt auch für die Gemeinschaft der Christen. Sie wurde in der letzten Zeit für mich besonders erlebbar auf dem offenen Platz an der Lieser beim Fest der neuen Pfarrei „Im Wittlicher Tal St. Anna“ und beim Ökumenischen Gottesdienst am Pfingst-montag. Im Gottesdienst und beim anschließenden Zusammensein war die Gemeinschaft mit Gott und untereinander spürbar. So konnten Beziehungen gestärkt und auch neu geknüpft werden. Gott selbst ist Beziehung, Gemeinschaft zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. So wird er auf dreifaltige, drei-einige Weise erfahrbar. Er ist der Schöpfer der Welt, der sie uns Menschen anvertraut hat. Das ist eine große Aufgabe angesichts der Klimakrise. Er ist auch die in Jesus sichtbar gewordene Liebe in der Hinwendung zu den Menschen bis zum Tod am Kreuz. Diese Liebe Jesu hat in der Auferstehung Leid, Sünde und Tod überwunden. Sie zeigt, wie sehr Gott die Menschen liebt, sein größtes Geschenk an alle Menschen. Gleich-zeitig ruft er auf, die Liebe weiterzugeben, als Geliebte zu Liebenden zu werden. Drittens ist er der Beistand und Begleiter der Menschen, der stärkt und ermutigt, der befreit und hilft, der tröstet und zu Frieden, Gerechtigkeit und Gemeinschaft anstiftet. Die Erfahrung und der Glaube, dass Gott selbst Beziehung in sich ist, kann uns motivieren, unsere Beziehungen zu uns selbst, zu anderen und zu Gott zu bedenken, sie zu schätzen und zu gestalten, zu pflegen und auch zu erneuern. Das ist eine immer wieder neue Herausforderung in jedem Alter und in jeder Lebensphase. Sie betrifft uns im zwischenmenschlichen Leben als Single oder Paar, als Freunde und als Groß- Familie, im Verein, in Gesellschaft und Kirche. Sie gilt auch für unsere Beziehung zu Gott. So ein „Beziehungs-TÜV“ ist immer möglich und kann unser Leben bereichern.

    Manfred Walter, Pastoralreferent i.R., Wittlich

  • Glaube im Alltag 27. Mai 2023_Katy Schug_Komm Heiliger Geist

    Komm Heiliger Geist 

    Als ich den Termin für diesen Beitrag las, wurde ich nachdenklich, aber auch neugierig in mir. Ich spürte der Frage nach: was feiern wir überhaupt an Pfingsten? Was sagt dieses Fest aus? Und damit musste ich anders und tiefer in die Thematik einsteigen, als wir es von Weihnachten und Ostern gewohnt sind. 

    An Pfingsten werden wir daran erinnert, dass da Jemand ist, der immer wieder neues Leben schenkt, der immer wieder neu dafür Sorge trägt, dass unser Leben gelingt. In dem wir uns mit diesem Geist auseinandersetzen und befassen, dürfen wir erleben, dass er uns in vielen unterschiedlichen Situationen beschenkt. Wir erfahren seine Kraft, dort wo wir kraftlos sind; wir erfahren seinen Mut, dort, wo wir mutlos sind; wir bekommen dort die Gelassenheit, wo wir Entscheidungen treffen müssen und unruhig sind. Er zeigt mir den Weg, dort, wo ich nicht weiterweiß; er behütet mich dort, wo ich Angst habe und zweifle. 

    Werden diese Gedanken auch die Menschen erreichen, die in den grausamen Kriegs- und Krisengebieten unserer Welt leben müssen; können diese Aussagen die Mitmenschen annehmen, die unendliches Leid erfahren müssen? 

    Gott hat uns den Heiligen Geist gesandt, den Geist, von dem es heißt, dass er tröstet, dass er Beistand gibt und Mut schenkt. Dieser Geist braucht uns Menschen, damit seine Liebe sichtbar und spürbar wird. Er braucht uns, damit wir nicht nur Hilfe von oben erbitten, sondern dort anpacken, wo Not ist, wo Hilfe gebraucht wird. Wir müssen uns einsetzen, dass endlich Alle überall in der Welt in Frieden leben dürfen, ohne Angst, ohne Hunger, ohne materielle Sorgen. Wir müssen Heimat geben und Heimat sein. 

    Dieser Heilige Geist ist für unseren Verstand, für unser Empfinden und Wahrnehmen, eher unsichtbar, geheimnisvoll und abstrakt, aber im Vater und Sohn sichtbar, erfahrbar, greifbar. Pfingsten, ein Fest unseres Glaubens. Bitten wir den Geist Gottes, dass er alle Menschen auf ihrem Lebensweg stärkt und begleitet. 

    Komm, Heiliger Geist. Ich wünsche uns allen ein gesegnetes Fest, denn wir feiern Gott selbst, der die Fülle allen Lebens ist. Frohe Pfingsten! 

    Katy Schug 

    Ehemalige Caritasdirektorin Mosel-Eifel-Hunsrück e. V.

  • Glaube im Alltag 20. Mai 2023_Rainer Marmann_Träumen

    Träumen 

    Am letzten Samstag haben sich Christinnen und Christen wieder einmal zu einem ökumenischen Bibelnachmittag getroffen. Das wohl heute kühne Thema war „Kirche träumen“. Am vergangenen Donnerstag gab es einmal wieder einen christlichen Feiertag: Christi Himmelfahrt. Passt das alles in unsere heutige Welt? Christen und Christinnen träumen! Wovon? In einen Feiertag hinein? Ja, wir werden immer weniger. Das ist aber auf keinen Fall ein Grund die Hände in den Schoß zu legen und auf die restliche Zeit zu warten. 

    Jesus gab den Jüngern, ehe er weggenommen wurde, einen Auftrag: „Geht nach Jerusalem und geht zu den Menschen und berichtet!“ 

    Hat diese Enderzählung des Evangeliums etwas mit uns zu tun? Wohin sollen wir, kleiner werdende Schar, denn gehen? Wir haben kein Jerusalem. Fangen wir doch erst einmal an zu träumen. Kirche träumen. Wer oder was ist das? WIR sind Kirche und zwar ALLE. Klar, jede und jeder hat seine eigenen Träume, die auch in Erfüllung gehen mögen. 

    Kann es sein, dass WIR alle uns zu Christus träumen, damit wir in der unruhigen Welt eine Heimat haben? Von diesem Sehnsuchts-Traum-Ort, der mit seinem Segen für uns ausgestattet ist, ist ein Weiter-gehen in diese Welt ein neuer und anderer Gang. 

    Träume können auch wahr werden, Unser Traum-Weg geht dann nicht nach Jerusalem, sondern zu unserem Nächsten. 

    Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Zeit. 

     

    Rainer Marmann 

    evangelischer Christ

  • Glaube im Alltag 13. Mai 2023_Br. Stephan Raimund Senge_Räume für Aufschreie

    Räume für Aufschreie 

    Wir nehmen kopfschüttelnd und hilflos die Gewalt wahr, etwa eines 13-jährigen, der 9 Mitschüler und Erwachsene erschoss, und halten Ausschau nach jemandem, der einen guten Rat weiß. Unser Blick fällt auf diesen Jesus, der andere Botschaften als unsere bedrückenden und belastenden kennt und uns nahebringen möchte. „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen. Ich komme zu Euch.“ 

    Zunächst ist von Abschied die Rede: ungetröstet sein, wenn sich ein Mensch aus unserem Leben verabschiedet oder wir uns verabschieden: durch eine Abreise, eine Entlassung, eine persönliche Trennung, eine Verstimmung, eine tiefgreifende Enttäuschung, eine unaufhaltsame Krankheit oder durch den Tod. 

    Abschied kann eine Katastrophe, aber auch eine Station sein auf dem Weg in mehr Selbstständigkeit und Freiheit. Ich entdecke neue Wegspuren, den Anfang einer neuen Lebensroute, Menschen, die einen guten Neuanfang wissen. 

    Auch unsere Kirchen und Gemeinden brauchen einen Neuanfang, den nicht unsere Gremien und Verwaltungen und unsere Verweise auf diverse Traditionen zustande bringen, vielmehr allein der Heilige Geist, dieser wunderbare österliche Geist Jesu, der die Jüngerinnen und Jünger vor 2.000 Jahren wie auch uns im Jahre 2023 von den Sitzen reißen will. 

    Bitten wir den Heiligen Geist, der jedes Gebet, jede Klage, alles Suchen und Zweifeln, alles Erhoffen und Lieben wahrnimmt und in unseren Alltags einfallen will, richtig einfallen. 

    Bruder Stephan Raimund Senge, Himmerod

  • Glaube im Alltag 6. Mai 2023_Rainer Martini_Gehet hin und bringt Frieden

    Gehet hin und bringt Frieden 

    „Gibt’s uns endlich Frieden – Frieden für die Welt“ – so lautet der Titel eines schon alten Liedes des österreichischen Liedermachers Georg Danzer. „Es ist Frieden für die Welt“ – wie sehr wünschen wir uns alle diesen Satz als erste Worte in der Tagesschau... Keine Bilder mehr von zerstörten Städten, von Menschen mit Waffen, von getöteten Soldaten und Zivilisten. Frieden – welch eine schöne und himmlische Vorstellung... Frieden in der Welt – wir können dafür beten und bitten, mahnen und mit Aktionen dafür demonstrieren – das alles hat seinen Wert und seine Wichtigkeit, ist und bleibt unverzichtbar. Doch Frieden ist mehr. Frieden ist im Kleinen ebenso wichtig – im Frieden mit unseren Mitmenschen und auch mit uns selbst. Frieden fängt bei jedem von uns an. 

    Voraussetzung für Frieden ist Liebe – Liebe zu den Menschen, mit denen wir im Alltag leben. Partner, Familie, Nachbarn, KollegInnen, MitarbeiterInnen, Menschen denen wir auf der Straße begegnen – ihnen allen können, nein sollen, wir mit - im wahrsten Sinne - liebevoller Herzlichkeit und Freundlichkeit begegnen, sie offen und unvoreingenommen sehen, mit einem Lächeln und einem guten Wort beschenken und zeigen, ich nehme Dich wahr und Dich so an, wie Du bist – so, wie Jesus es mit den Menschen getan hat. Wie schön, wenn unsere ehrliche Herzlichkeit erwidert wird – sicher nicht immer – aber immer wieder! Es wärmt dann auch uns die Seele und tut auch uns selbst gut. Und versuchen wir, auch in unangenehmen Begegnungen nachsichtig zu sein und nachzuvollziehen, warum das Gegenüber so reagiert – vielleicht ist das Verhalten ja der Situation geschuldet und ich muss es gar nicht persönlich nehmen. Ja – ich weiß – das fällt oft schwer. Aber dennoch lohnt sich der Versuch... Und am Ende des Tages erfüllt uns dies mit einem tiefen inneren Frieden – und wir ruhen in uns selbst.Versuchen wir es doch einfach mal einen Tag lang, auf diese Weise durch ehrliche Herzlichkeit Frieden im Kleinen zu leben – so können wir zu einer helleren, schöneren Welt beitragen. Und genau deshalb finde ich die Abwandlung des traditionell letzten Satzes eines Gottesdienstes nach dem Segensspruch „Gehet hin in Frieden“ zu „Gehet hin und bringt Frieden“ einfach wunderbar... 

    Rainer Martini 

    Caritasverband Mosel-Eifel-Hunsrück e.V.

  • Glaube im Alltag 29. April 2023_Uschi Fusenig_Jubilate-jauchzet Gott alle Lande! 

    Jubilate-jauchzet Gott alle Lande! 

    Das Fest der Auferstehung liegt bereits einige Wochen zurück und noch befinden wir uns mitten in der 50-tägigen Osterzeit. In der evangelischen Kirche feiern wir am nächsten Sonntag „Jubilate-jauchzet(lobt) Gott, alle Lande! Sprecht zu Gott: wie wunderbar sind deine Werke“ 

    In Anbetracht der gegenwärtigen Weltlage mit kriegerischen Auseinandersetzungen, Aufständen, Streiks und daraus resultierenden Zukunftsängsten mag allerdings vielen Menschen nicht nach loben und danken zumute sein, eher nach klagen und weinen. Und die Frage nach der Zukunft dieser Welt nimmt unser Denken gefangen. Was muss sich, was kann ich ändern? Wenn alle bei sich beginnen und Handeln sich aus dem Denken entwickelt, dann besteht Hoffnung. Denn in unserem Leben widerfährt uns auch Gutes, oft in kleinen Momenten -überraschend und unerwartet, aber auch regelmäßig im Kreislauf der Jahreszeiten. Das Wunder des Aufbruchs im Frühling begeistert mich. Ich staune darüber und was ich sehe, schmecke und spüre stimmt mich froh und dankbar, meine Seele findet darin ihre Hoffnung auf Zukunft. 

    Neues Leben ist im Werden, es reift und wird immer wieder neu beginnen, dafür hat Gott gesorgt. Er hat uns zu seinem Bilde geschaffen, Leben und Lebenskraft geschenkt und gesegnet. Er hat uns diese Welt übergeben mit der Aufgabe, achtsam und verantwortungsvoll mit ihr umzugehen, damit wir in Gegenwart und Zukunft eine Heimat haben. Dass es draußen immer wieder hell wird und die Tage auf die Nächte folgen, dass die Natur wächst und gedeiht, dass neues Leben entsteht, unser Atem fließt und unsere Kräfte sich erneuern-all dies ist doch Grund genug zum Loben und zum Danken. Denn wir können gewiss sein, dass Gott die Welt mit allen Schöpfungen in seinen Händen hält und sie nicht fallen lässt. So können wir voller Vertrauen Pläne für die Zukunft machen und unseren Beitrag leisten, dass Menschen freudig in den neuen Tag blicken und am Abend dankbar zurückschauen. Trotz aller Schwierigkeiten und gerade wegen allem Guten, dass uns gegeben wird, können wir in die Worte des Psalmisten (Ps 66) einstimmen: 

    „Jauchzet Gott-alle Lande! Lobsingt zur Ehre seines Namens, rühmt ihn herrlich“ 

    Uschi Fusenig, Prädikantin evangelische Kirchengemeinde Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 22. April 2023_Roland Hinzmann_Wozu entwickeln wir gute Ideen?

    Wozu entwickeln wir gute Ideen?

    In diesen Wochen planen wir wieder unseren Jahresurlaub und wir suchen nach guten Ideen, wo es hingehen könnte. Auch überlegen wir fast täglich, was wir diese Woche mal wieder für die Familie kochen wollen. Gute Ideen sind gefragt, die glücklich machen und unser Leben verbessern. Beruflich werden wir herausgefordert und brauchen Inspiration und den Austausch mit Kolleg*innen, um erfolgreich zu sein. Überraschend, woher manchmal gute Ideen kommen oder wie gut es sich anfühlt, wenn das eigene Handwerk gelingt. Wenn Freunde und Familien in Notsituationen sind, fühlen wir Mitleid und wollen helfen. Ein guter Rat ist hier nicht teuer, aber hilfreich, wenn er Mitgefühl und einen selbst zum Nachdenken bringt. Wir fühlen uns nicht allein und es gut tut zu helfen. 

    Ideen bestimmen unser Leben und gute Ideen verbessern die Welt. Ohne weltgeschichtliche Ideen wie z.B. die Elektrizität oder die Erfindung des Rades würde etwas Wesentliches in unserem Leben fehlen. Eine weitere große Idee für alle Menschen ist der auferstandene Jesus Christus selbst. Er gibt uns Orientierung, er wendet Not und schenkt Vertrauen. Er ist die beste Idee Gottes für die Menschheit. Warum ist er so bedeutsam für die Menschheit geworden? Da können Sie persönlich viele Ideen dazulegen, wenn Sie sich an Jesus Christus orientieren. Aber geschichtlich hat er zu Lebzeiten mit seiner Haltung seinem jüdischen Volk und dem römischen Staat gegenüber gezeigt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist und dass jeder Mensch, gleich welcher Herkunft und Geschlecht, gesellschaftlich dazugehören darf. Artikel 1 unseres Grundgesetzes ist dafür das stärkste Zeichen unserer christlichen Kultur. 

    Jetzt zu uns, zu unseren Ideen in Familie, am Arbeitsplatz und an den vielfältigen Orten unseres Wirkens. Wozu entwickeln wir gute Ideen? Wichtig ist mir, dass unsere je eigenen und unsere gemeinsamen guten Ideen für eine bessere Welt und auch für eine sich verändernde Kirche nicht verborgen bleiben. Dann blieben sie in der Schublade oder auf Ostern hingesprochen vergraben. Gottes Geist wirkt in jedem von uns. Jeder hat gleich viel zu sagen. Jeder und jede ist wesentlich. Jeder ist begabt. Alles ist wichtig. Gemeinsam können wir unseren Alltag besser bewältigen. Vertrauen wir dem Geist Gottes, der uns dies alles schenken will. 

    Roland Hinzmann 

    Leitungsteam Pastoraler Raum Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 15. April 2023_Monika Klas_Jede Menge Inspirationen!

    Jede Menge Inspirationen!

    „Gott erschuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes erschuf er ihn.“ (Gen 1, 27) Man liest leicht über diesen Satz in der Schöpfungsgeschichte hinweg. Vielleicht weil er in der Fülle der Erschaffung der Erde einer von vielen ist, vielleicht aber auch, weil er von uns fordert, dass man über ihn nachdenkt. 

    Jüngst habe ich meine 9.-Klässler mit unserer Gottebenbildlichkeit konfrontiert. Der Arbeitsauftrag lautete: Gott hat den Menschen nach seinem „Abbild“ geschaffen, was die Nähe zu Gott hervorhebt. Der Mensch ist somit kein „Etwas“, sondern ein „Jemand“, eine „Person“. Versuche auf dieser Basis das Verhältnis von Gott und Mensch zu beschreiben. Die Ergebnisse waren so gelungen und vielfältig, dass wir gemeinsam beschlossen haben, sie hier zu veröffentlichen. 

    Charlotte stellt den Vergleich mit einem Vater an, weil wir von ihm als Elternteil auch ein Stück Abbild sind und ein Vater uns verzeiht, wenn wir Fehler gemacht haben. Julien denkt, dass das Verhältnis zu Gott wie das zu einem Opa ist, zu dem man vielleicht nicht immer Kontakt hat, der aber da ist, wenn man ihn braucht. Und über die eigenen Eltern sei man ja auch ein Abbild seines Opas. 

    Hannas Gedanken gehen in eine andere interessante Richtung. Gott habe uns so erschaffen, dass es böse Menschen gibt, aber auch gute. So können sich die bösen an den guten Menschen ein Beispiel nehmen und von ihnen lernen. 

    Vanessa siedelt den Menschen bewusst zwischen Gott und dem Rest der Schöpfung an, da wir in schwierigen Situationen Gott um Hilfe bitten müssen. Manchmal ist er der Einzige, der noch helfen kann und uns weiterbringt. 

    Lina, Lorena und Mandana sehen den Menschen als Bindeglied zwischen Gott und der restlichen Schöpfung, weil die Gottebenbildlichkeit sich in dem großen Vertrauen zeigt, das er uns entgegenbringt. Er setzt in uns die Hoffnung, dass wir durch die Macht, die er uns mit der Gottebenbildlichkeit verliehenen hat, verantwortungsbewusst mit seiner Schöpfung umgehen. 

    Jede Menge Inspirationen!

    Monika Klas

  • Glaube im Alltag 8. April 2023_Katrin Ehlen_Ostern - Hoffnung auf ewiges Lebens

    Ostern – Hoffnung auf ewiges Leben 

    In meinem Arbeitsalltag als Krankenhausseelsorgerin darf ich Menschen auf ihrem Lebensweg begleiten. Oft bedeutet es gemeinsam mit dem Kranken und Sterbenden, mit Familie und Freunden Schmerz, Leid, Ängste und auch den Tod auszuhalten. 

    Dabei werde ich immer wieder im Krankenhaus aber auch im privaten Leben gefragt: Wie hält man all das Leid, die Schmerzen und den Tod aus? Macht dich deine Arbeit nicht traurig und mutlos? 

    Ja, es ist eine berechtigte Frage. Doch die Antwort für mich liegt in meinem Glauben und ganz besonders in den Kar- und Ostertagen. Meine Arbeit und Begleitung vergleiche ich immer wieder mit den Ereignissen dieser Tage: Die Jünger/innen und die Mutter Maria begleiten Jesus auf seinem letzten Weg. Sie halten die ungerechte Verurteilung aus, gehen mit Ihm bis zum Tod am Kreuz. Ja es war bestimmt nicht einfach für die Freunde und die Mutter alles Auszuhalten. Dennoch verlassen sie Jesus nicht, sie bleiben bei ihm. Sorgen auch dafür, dass er würdevoll ins Grab gelegt wird. Die Frauen übernehmen die Grabpflege, trotz ihrer Trauer und dem Schmerz. Und da passiert das Unglaubliche, das Grab ist offen und der Leichnam Jesus ist nicht mehr da. Sie dürfen erfahren und erleben, dass die Botschaft Jesus wahr geworden ist. Er hat den Tod besiegt. Jesus lebt. 

    Und genau hier liegt meine Antwort: Nein, mein Beruf macht mich nicht traurig. Vielmehr erfüllt er mich und ist für mich ein Geschenk Gottes. Ich darf Menschen auf ihrem letzten Stück des irdischen Lebens begleiten und dabei das Schwere, das Leid und den Schmerz mittragen. Dabei hat der Tod am Ende nicht das letzte Wort, denn im Glauben an die Auferstehung bleibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen in Gottes Ewigkeit. Mit dieser Hoffnung ist die Begleitung von Sterbenden ein Segen Gottes. Denn alles Leid und Schmerz hat ein Ende, aber der Tod hat nicht das letzte Wort, er ist nur das Tor zum Ewigen Leben bei Gott. So wünsche ich allen ein gesegnetes und frohes Osterfest.

     

    Katrin Ehlen - Krankenhausseelsorgerin im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich

  • Glaube im Alltag 1. April 2023_Hermann Barth_Palmsonntag

    Palmsonntag 

    Die Karwoche beginnt am 02. April mit dem Palmsonntag. Die Liturgie dieses Tages ist geprägt von der Palmprozession: Die Gläubigen bringen dann Palmzweige mit. Der Priester segnet sodann die Palmzweige. In der Antike waren sie ein Sinnbild für Sieg, Freude und Frieden. Heute sind die Palmzweige für uns Zeichen des Lebens und des Sieges, den Jesus Christus in seinem Tod und seiner Auferstehung über alle destruktiven Mächte dieser Welt errungen hat. 

    In der Palmprozession leuchtet schon etwas von der großen Osterfreude auf. Dieser Jesus, der in dieser Woche viel Leid erfahren wird, geht als der Friedenskönig durch das Leid hindurch. Frieden und Leid, das sind zwei Pole, die offensichtlich zusammengehören. 

    Wir erleben es heute ähnlich: Wer sich für den Frieden einsetzt, der erfährt Leid – er wird als „Gutmensch“ abgestempelt, er wird von den Menschen, die voller Hass sind, angefeindet. Die Palmprozession ist mehr als eine historische Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem. Sie ist viel mehr eine Einübung in das Vertrauen, dass am Ende unseres eigenen Passionsweges der Sieg und der Friede stehen werden. Angesichts des bevorstehenden Leidensweges singen wir dem Friedenskönig freudige Lieder. Wir begleiten ihn auf seinem Weg. Und weil von diesem Jesus Frieden ausgeht, dürfen wir darauf vertrauen, dass auch wir unseren Weg durch manches Leid, das uns von außen widerfährt, hindurchgehen können – genauso aufrecht wie Jesus, der Friedenskönig. 

    Ganz gleich, was uns in Zukunft an Leid erwartet, am Ende unseres Weges steht auch für uns die Auferstehung. 

     

    Hermann Barth, Altrich, Diplom Pädagoge 

    und ehemaliger Geschäftsführer des Caritasverbandes

  • Glaube im Alltag 25. März 2023_Elfriede Klar_Lächeln verboten ...

    Lächeln verboten ...

    Diese Erfahrung machte ich, als ich kürzlich in der Fotoecke eines Drogeriemarktes nach einem Foto fragte, das mich freundlich lächelnd zeigen sollte. 

    „Mit Lächeln geht das hier nicht, wir machen biometrische Bilder“, erfuhr ich und war verdutzt. 

    Ich begann über das Lächeln nachzudenken und entdeckte, dass sich viele Lebensweisheiten 

    damit beschäftigten, so auch der Spruch: „Das Lächeln ist ein Fenster, durch das man sieht, ob das Herz zu Hause ist.“ 

    Es hat wohl damit zu tun, ob wir mit uns selbst „im Reinen“ sind und empfindsam für 

    die Eindrücke von außen. Das Leben selbst ist es, das uns Anlass zum Lächeln gibt, wie es ein Text aus Arabien sagt: „Lächle, denn es gibt einen Frühling in deinem Garten, der die Blüten trägt, einen Sommer, der die Blätter tanzen und einen Herbst, der die Früchte 

    reifen lässt.“ Und mittendrin der Mensch. Der flämische Theologe Phil Bosmans meint: „Lä-chelst du Kinder an, lächeln sie zurück. Lächelst du Große an, fragen sie sich: Was hat der 

    bloß?“ Auf dem Weg zum Erwachsenwerden haben wir gelernt, unser Inneres zu schützen, da wir so verletzlich sind. 

    Und doch bleibt uns im Lächeln die Chance, uns zu öffnen, unsere Gefühle auszudrücken und eine gute Verbindung von Mensch zu Mensch zu schaffen. 

    Auch Jesus, der als Rebell und Aufwiegler erschien, wenn er gegen die verkrusteten und sinnentleerten Strukturen in Gesellschaft und Glaubensleben anging, muss ein gewinnendes authentisches Lächeln im Gesicht gehabt haben – wie sonst hätten die Menschen ihm vertraut und ihr bisheriges Leben hinter sich gelassen?! 

    „Lächeln gehört zu nur den wenigen Dingen, die noch steuerfrei sind“, las ich auf einer Bildkarte. 

    Nutzen wir doch diesen Freiraum! Ein biometrisches Gesicht fürs Passbild, ja! 

    Ansonsten ein Gesicht, das lächelt, das Herzen öffnet und Menschen verbindet. Damit würde auch die Aussage Nietzsches hinfällig: „Vielleicht könnte ich ja noch glauben, wenn die Christen erlöster aussähen.“ 

     

    Elfriede Klar, Lehrerin im Ruhestand, 54518 Esch

  • Glaube im Alltag 18. März 2023_Wolfram Viertelhaus_Alt werden - ja, Alt sein…? 

    Alt werden - ja, Alt sein…? 

    Vor kurzem wurde ich von einer Pflegeschule zu einem Gespräch eingeladen. Der Grund: Ein alter Mensch wurde als lebendiger Unterrichtsgegenstand benötigt. Jetzt habe ich es amtlich: Ich bin alt. So ganz genau wurde mir nicht erklärt, wie man ausgerechnet auf mich gekommen ist, aber so durfte ich mich Neunzig spannende Minuten den Fragen der Auszubildenden stellen. Sehr offen haben sie mich gefragt: wie sich mein Leben mit zunehmendem Alter verändert hat z.B. oder wie ich mich in dieser Situation fühle und wie ich meine Zukunft sehe. Man hatte mir zur Vorbereitung mögliche Fragen aus einem Lehrbuch geschickt. So konnte ich mich schon mal mit meinem Altwerden und -sein auseinandersetzen. Als ich mich nach der Begegnung gut gelaunt auf mein E-Bike schwang und heim radelte, wurde mir so richtig bewusst, was es für ein Glück ist, mich noch auf diese Weise – sehr gerne! – fortbewegen zu können. 

    „Alt werden ist nichts für Feiglinge“ hat mal der Schauspieler Joachim Fuchsberger festgestellt. Unsere Gesellschaft altert, ich bin Teil davon. In meiner Umgebung nehmen die Beeinträchtigungen zu, Krankheiten beschäftigen immer häufiger Freun-dinnen und Freunde, auch mich selbst. Meine selbst gestaltete Kondolenzkarte muss-te ich letztens nachdrucken lassen; immer häufiger habe ich sie benötigt. 

    „Der Tod ist nicht das letzte Wort“ ist der Titel eines noch immer lesenswerten Büchleins des Theologen Gerhard Lohfink. Was bewirkt die Hoffnung, dass es ein irgendwie geartetes Leben über den Tod hinaus gibt im Prozess des Älterwerdens? Bis jetzt trägt mich diese Hoffnung. Meine Endlichkeit empfinde ich nicht als Bedrohung, nicht als eine bedauerliche Einschränkung vieler noch ausstehender Möglichkeiten. Gelas-sen darf ich in die Zukunft blicken und ich werde nicht von dem Gedanken gehetzt, möglichst viele Gelegenheiten noch nutzen zu müssen, solange dies physisch und psychisch noch möglich ist. Die Zuversicht, irgendwann in den Armen Gottes landen zu dürfen, befreit. „Der Tod ist eine Lebensfrage“ – Wenn der Tod nicht das endgültig Aus, ein Nichts bedeutet, gewinnt auch jeder Tag seine eigene Besonderheit, die ich dankbar wahrzunehmen versuche. 

    Wolfram Viertelhaus, Wittlich

  • Glaube im Alltag 11. März 2023_Uschi Fusenig_Licht sein-Hoffnung schenken 

    Licht sein-Hoffnung schenken 

    Frühlingsduft schwebt ganz sanft durch den Garten und die ersten Blumen strecken sich den wärmenden Sonnenstrahlen entgegen. Fleißige Pollensammlerinnen sind vereinzelt nach den entbehrungsreichen Winterzeiten unterwegs auf der Suche nach Nahrung. Witterungsbedingt verschließen sich aber die Blüten ihrem Zugriff und doch geben die fleißigen Suchenden nicht auf. Für sie bedeuten die geöffneten Blüten eine wichtige Nahrungsquelle für ihr Leben; für uns können dies vergleichsweise die geöffneten Herzenstüren unserer Mitmenschen sein.“Leuchten-7 Wochen ohne Verzagtheit“, so lautet die Fastenaktion der Evangelischen Kirche. Und wie kann das besser realisiert werden als offen zu sein für die Bedürfnisse anderer, ihnen in ihrer Hoffnungslosigkeit, ihren Ängsten und ihrer Not beizustehen und Trost, Kraft und Unterstützung zu geben? Jede Handlung kann dabei ein Lichtblick sein für die, die es betrifft und ihnen in den Momenten ihrer eigenen Dunkelheit eine neue Perspektive eröffnen. 

    „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben“-so lesen wir im Johannesevangelium (Joh 8.12) die Worte Jesu. Wir als Christen*innen können selbst zum Licht der Welt werden, wenn Christus in uns wirkt .Wir können in der Nachfolge und im Rahmen unserer Möglichkeiten im Miteinander des täglichen Lebens Licht sein und anderen Orientierung und Wärme geben. Manchmal wird dieses Licht nur schwach leuchten, weil wir selbst gerade dunkle Zeiten durchleben. Dann aber wird es gewisslich wieder hell aufleuchten und weithin sichtbar sein; wenn auch wir von anderen Stärkung erfahren haben. Jede und jeder kann im Leben Licht sein, Lebensquelle für andere und dieses Licht nähren mit Worten und Taten, damit es aufleuchtet und die Welt damit etwas heller anmutet. Dann bewahrheitet sich, was Jesus uns auch zugesprochen hat: “Ihr seid das Licht der Welt“; ein wunderbares Bild, das unsere Verzagtheit vertreibt und eine leuchtende Zukunft unserer Welt erhoffen lässt. 

    Uschi Fusenig-Prädikantin Evangelische Kirchengemeinde Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 4. März 2023_Konstanze Petry_Auf zum Gipfel

    Auf zum Gipfel 

    Jeder der schon einmal einen Gipfel erklommen hat, kennt vielleicht das Gefühl dem Himmel oder Gott nah zu sein. So auch die Jünger, die Jesus auf einen Berg begleiteten. Und sie sind dem Himmel nicht nur nah, Jesus verändert zudem sein Aussehen, er erstrahlt in einem Glanz, in seiner göttlichen Macht. Und dann hören sie die Stimme Gottes aus der leuchtenden Wolke. Solche Gipfelerlebnisse, wie sie den drei Jüngern geschehen sind, gibt es noch. Sie sind zwar Ausnahmen, aber wichtige Ausnahmen, die uns Hoffnung geben. Sie können Gefühle auslösen: eine bestandene Prüfung, Schmetterlinge im Bauch und vieles mehr und immer dann könnte man die ganze Welt umarmen. Gipfelerlebnisse - die Gott uns schenkt, weil er uns liebt, uns beistehen und stärken will. Nach diesem Ereignis am Gipfel stiegen alle wieder herab. Und da war in den Niederungen des Tals das hoffnungslose Elend wieder, das auf sie wartete. Auch diese Momente gibt es noch in unserem Leben und Glauben. Krisenzeiten. Jeder von uns ist davon betroffen. Gott scheint dann weit weg zu sein, aber gibt uns auch in diesen Zeiten die Kraft diese zu überstehen. Denn wie die Jünger, die nach dem Erlebnis und dem Abstieg vom Gipfel anders geworden waren, da das Glücksgefühl, das in ihnen nachklang und sie nicht mehr so ängstlich machte, werden auch wir durch diese Gipfelerlebnisse gestärkt. Die Jünger glaubten wieder an eine bessere Welt. Sie verspürten Lebensmut und fürchteten sich auch im finsteren Tal nicht. Dieses Wissen kann uns helfen, gestärkt durch das eine oder andere Gipfelerlebnis auch mühsame Wege getrost und froh weiterzugehen. Manchmal braucht es einfach jemanden, der uns befähigt aus Krisen herauszukommen, egal ob es durch einen lieben Menschen in unserer Umgebung ist, wir selbst durch unser eigenes Zutun befähigt werden aus einer Krise zu kommen oder durch Gott, der immer an unserer Seite ist und uns stärkt. Da verliert sich die Angst. Da wächst der Mut zum Leben. Also auf zum nächsten Gipfel. 

    Konstanze Petry 

    - Oberstudienrätin an der IGS Salmtal -

  • Glaube im Alltag 25. Februar 2023_Bruno Comes_Ein neues Buch schreiben!

    Ein neues Buch schreiben! 

    Im 19. Jahrhundert lebte der Soldat, General, Politiker, Rechtsanwalt und US-Schriftsteller Lew Wallace. Wallace, der keine wesentliche christliche Vorbildung oder Sozialisation hatte, führte in jungen Jahren einmal ein Gespräch mit einem Stabsoffizier, der sich über Gott, den Glauben und die Christen lustig machte. 

    Eine Textquelle von Axel Kühner zu dem Thema berichtet, der Stabsoffizier habe Wallace sogar angestachelt, ein Buch über die vermeintliche Unwahrheit des christlichen Glaubens zu schreiben. 

    Einigkeit herrscht bei den verschiedenen Quellen, dass der zunächst ja nicht wirklich gläubige Wallace anfing, sich daraufhin mit der Bibel, dem Glauben und Jesus Christus zu befassen. Sicher ist auch, dass ihn das Thema sehr bewegt hat und dass er wohl innere Kämpfe zu bestehen hatte. Jedenfalls war irgendwann davon keine Rede mehr, ein antichristliches Buch zu verfassen. Vielmehr setzte er sich hin und schrieb ein grundsätzlich neues Buch. Sein Buch, welches 1880 erschien, war ein Glaubensbuch, genauer: ein historischer Roman, der zum Bestseller wurde. Noch heute ist dieses Buch weltberühmt und lesenswert: Ben Hur! 

    Sein Roman und auch der darauf basierende Film von 1959 sind beide echte Klassiker! 

    Die Geschichte von Wallace spricht mich in mehrfacher Hinsicht an: 

    Wallace lässt sich herausfordern! Er nimmt sich Zeit, um sich ernsthaft mit der Bibel und dem Glauben an Gott zu beschäftigen. Er ist offen für eine Wende in seinem Leben und bekennt literarisch seinen Glauben. 

    Auf dem Hintergrund wünsche ich allen Leserinnen und Lesern, für die nun beginnende Fastenzeit viel Mut: nämlich Mut, sich von Gott herausfordern zu lassen; Mut, sich bewusst Zeit zu nehmen und sich mit der Bibel und dem Glauben zu beschäftigen und Mut umzukehren und neu anzufangen, wenn es nötig ist… 

    Schließlich wünsche ich angesichts eines Jahres des unsäglichen Krieges in der Ukraine: Frieden für ALLE Menschen auf der Welt! 

    Bruno Comes, Pfarrer im Pastoralen Raum Bernkastel-Kues

  • Glaube im Alltag 18. Februar 2023_Mathieu Valet_Karneval

    Karneval, Fastnacht oder Fasching, so wie wir es auch heute noch feiern, folgt einer einfachen Logik: Die gesellschaftlichen Verhältnisse werden umgedreht: Der Obermessdiener liest dem Bischof die Leviten, die Putzfrau der Parteivorsitzenden und die Jungfrau trägt Dreitagebart. Schade, dass dabei nicht alle mitmachen. Ist eigentlich Karneval auch ein russischer Brauch? Wie schön wäre es, neben preußischen Gardeuniformen auch russische Paradeuniformen auf den Bühnen tanzen zu sehen. Da der Stechschritt im russischen Militär auch heute noch zum Einsatz kommt, sollte dem russischen Soldaten die Umstellung auf den Gardetanz nicht allzu schwer fallen – der Soldat streckte seinem Antreiber nicht nur die Zunge sondern auch das Tanzbein entgegen... Eine karnevalistische Ader scheinen hingegen die Chinesen zu haben: Statt der erwarteten 99 Luftballons schicken sie lediglich einen. 

    Manchmal würde man sich bei dieser Rollenumkehr vielleicht eine größere Konsequenz wünschen. Kürzlich hat es beispielsweise eine böse Königin in Aachen geschafft, völlig ohne Verkleidung und Humor „von Kopf bis Fuß ganz formidabel, ohne Zweifel ministrabel“, auf eine Karnevalsbühne gelassen zu werden. Auch sonst gäbe es sicher viele Bereiche im gesellschaftlichen Leben, in denen sich der Tausch lohnen würde. Was gäbe es wohl zu lachen, wenn Flüchtlinge uns einmal sagen würden, was sie für eine gelungene Integration brauchen; wenn Auszubildende der Wirtschaft auf großer Bühne ihre Vorstellung von einem gesunden Arbeitsmarkt darlegen; wenn Obdachlose vor ihrem Stadtrat ihre Idee von einem gelungenen Leben vortragen. Zu lachen? Vielleicht auch zu weinen. 

    Die Macht der Mächtigen nimmt zu, die Macht der Machtlosen nimmt ab. Das ist die Logik der Macht, die an Karneval durchbrochen wird. Die Mächtigen werden vom Thron gestürzt und die Niedrigen erhöht. Gut, dass für den Christen die Session nur der Auftakt ist. Denn ab nächstem Mittwoch wird es (vor allem für Katholiken) ernst. 40 Tage verzichten, um das scheinbar wichtige in den Hintergrund treten zu lassen und dem zu oft Beiseitegeschobenen seinen wahren Platz zu geben. 

    Leider stehen wir Katholiken nun nicht gerade in dem Ruf, besonders gut darin zu sein, Machtlose zu bemächtigen und Mächtige zum Machtverzicht zu bewegen. Schade, dabei haben wir doch den Karneval erfunden.

    Mathieu Valet, Diakon der Pfarrei St. Anna im Wittlicher Tal

  • Glaube im Alltag 11. Februar 2023_Gerd Schumacher_Wo ist euer Glaube geblieben?

    Wo ist euer Glaube geblieben?

    Wir leben auch in Deutschland und Westeuropa wieder in unsicheren Zeiten. Der Krieg in der Ukraine, der sich immer deutlich abzeichnende menschengemachte Klimawandel, die steigende Inflation, die enormen Energiepreise usw. ängstigen immer mehr Menschen, auch in unserem Umfeld. Die Angst vor einem Krieg mit deutscher Beteiligung hat nach einer Analyse einer großen Versicherung in diesem Jahr um 26 % zugenommen. Einen solchen Zuwachs gab es in der Langfriststudie erst zweimal. 

    Vor kurzem stieß ich beim Lesen in der Bibel bei Matthäus im 8. Kapitel (8.22-25) auf den Text, bei dem Jesus gemeinsam mit seinen Jüngern mit einem Boot in einen Sturm gerät. Es entsteht eine lebensbedrohliche Situation. Der Wind wütet und pfeift. Das Boot hebt und senkt sich bedrohlich. Wasser schlägt in das Boot und Alle sind in großer Gefahr. Und Jesus schläft. Als seine sich ängstigenden Jünger ihn schließlich wecken, richtet er sich auf und weist den Sturm in seine Schranken! Augenblicklich wird alles still. Und Jesus fragt seine Jünger: Wo ist Euer Glaube geblieben? 

    Diese Frage stellt er uns auch heute! 

    Wie beruhigend ist auch für uns die Gewissheit, in kritischen Zeiten nicht allein zu sein. Werden wir ruhig. Egal was passiert, wir „fallen niemals tiefer als in Gottes Hand“ (Arno Pötsch, gedichtet im Krieg 1941). 

    Ich wünsche Ihnen eine friedliche und hoffnungsvolle Zeit! 

    Gerd Schumacher, Presbyter der Evangelischen Kirchengemeinde Wittlich

  • Glaube im Alltag 4. Februar 2023_Thomas Pesch_Mariä Lichtmess

    Mariä Lichtmess

    „Mariä Lichtmess, bei Tag z`Nacht gess“, so besagt es eine alte Bauernregel, die meine saarländische Oma immer gerne zitiert hat. Nach langen dunklen Winterwochen ist es am 2. Februar endlich soweit. Am Fest „Darstellung des Herrn“, volkstümlich auch Mariä Lichtmess genannt, kann endlich wieder im Hellen zu Abend gegessen werden. Nach den langen und dunklen Tagen des Winters haben wir wieder eine Ahnung vom Licht. Die Natur erwacht, die ersten Vögel singen und das Leben verlagert sich wieder mehr nach draußen. Das ist ein starkes Symbol des Aufbruchs. Im vergangenen Jahr sind wir mit großen Sorgen in diesen Winter gegangen. Werden wir genügend Gas haben, um unsere Häuser und Wohnungen heizen zu können? Wie kalt wird es in Büros, Schulen und Kirchen werden? Wird es zu Stromausfällen kommen? Reicht unser Geld für Lebensmittel und alle Dinge des täglichen Bedarfs? Was ist mit Corona? Viele dieser Sorgen haben sich relativiert. Nein, aus meiner Sicht war das damals keine Panikmache, sondern es waren Appelle an uns als Gesellschaft. Jeder Beitrag war, ist und bleibt wichtig. Jedes eingesparte Grad Raumtemperatur, jede ausgeschaltete Lampe und jede solidarisch getragene Maske. Wir haben das zusammen erreicht. Egal, wie klein jeder einzelne Beitrag war, das Große und Ganze zählt. Und darauf können wir stolz sein. So können wir großen Herausforderungen begegnen. Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, dann können wir das Gesicht der Welt verändern, so besagt es ein afrikanisches Sprichwort. Das macht mir Mut. Und diesen Mut nehme ich mit in das ganze Jahr. Mut zum Aufbruch, Mut zur Tat und Mut zum Vertrauen. Vertrauen in mich, in unsere Gesellschaft und in Gott. Ich wünsche Ihnen ein schönes, ein helles und ein erholsames Wochenende.

    Thomas Pesch, stellv. Pflegedirektor im Verbundkrankenhaus Bernkastel-Wittlich
    und Ehrenamtlicher in der Jugendarbeit

  • Glaube im Alltag 28. Januar 2023_Johannes Jaax_Einmal Prinz zu sein ...

    Einmal Prinz zu sein …

    Vor fünf Jahren hatte ich die folgenden Gedanken schon einmal geäußert. Und jetzt noch einmal. Denn in diesem Jahr gibt´s bei uns im Dorf keinen Prinzen Karneval. Schade!
    Einmal Prinz zu sein, einmal Chef, - einmal ein Held, - einmal aus der alltäglichen Rolle herausspringen, einmal so richtig feiern und fröhlich sein, sich „daneben“ benehmen, im guten Sinn anders sein, den Alltag hinter sich lassen, die Sorgen vergessen und einfach nur Spaß am Leben, am Singen, am Tanzen und am Schunkeln haben: unser Karneval.
    Er könnte eine Einübung sein auf das, was uns erwartet, das Fest ohne Ende, das himmlische Hochzeitsmahl. Wie Augustinus es gesehen hat: „Mensch, lern tanzen, sonst wissen die Engel im Himmel nichts mit dir anzufangen“. Wenn Kinder Könige und Prinzessinnen werden, Piraten und Ritter – dann stellen sie die Welt auf den Kopf, dann sind die Kleinen auf einmal die Großen. Dann spielen sie das Spiel der Erlösung, in der Gott diese Welt zurechtrückt. Im Grunde spielen sie dann das Magnifikat: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen.“
    Wenn mich jeder verkleidete Mensch an diese jubelnde Zuversicht unseres Glaubens erinnern kann, dann nichts wie hinein in diese närrische Zeit. Sicherlich eine Motivation, die anderen eher befremdlich wirkt. Sich auch mal verkleiden, um das Spiel der Erlösung zu spielen. Dem Glauben ein freudiges Gesicht geben, weil Gott diese Welt verändert. Ich bin mir sicher: der Humor und die Freude sind Lesezeichen unseres Glaubens. Nicht nur an Karneval. Denn der Grund unserer Freude und unseres Humors ist die Zuversicht, die durch Leben und Sterben und in der Auferstehung Jesu in die Welt gekommen ist.
    In diesem Sinne allen ein fröhliches Helau, erinnert doch dieser Ruf an das Halleluja in der Kirche, dem Ruf der Osterzeit, der, einfach übersetzt mit: Dann lasst uns doch endlich mal Gott loben, uns einlädt, der Freude Raum zu geben, weil er, Gott, in Jesus Christus am Wirken ist. Helau!

    Pfr. Jaax

  • Glaube im Alltag 21. Januar 2023_J.-W.Henrich_MENSCH SEIN

    MENSCH SEIN

    Was macht uns eigentlich zu Menschen? Vielleicht liegt es in der Eigenart des Jahresanfangs, uns diese elementaren Fragen zu stellen. Vielleicht sind es aber auch die furchtbaren Kriegsbilder des vergangenen Jahres, die vielen Bilder der Unmenschlichkeit, die uns drängen, den Menschen zu suchen, die Menschlichkeit, das Humane in uns und der Welt. Was macht uns zu Menschen? Unser Bewusstsein? Unsere Gedankenschärfe? Unser Erfindungsreichtum? Unser Forschen? Unser Glaube an das Gute? Ganz sicher, all das sind Attribute des Menschseins. Doch vielleicht müssen wir unsere Gedanken gar nicht so weit ausschweifen lassen. Vielleicht liegt ein Geheimnis unseres Menschseins manchmal darin, das Naheliegende zu sehen und zu tun. Unsere Tochter erzählt uns: "Ich stehe in der Fußgängerzone, um mich herum drei Männer des Ordnungsamtes.  Sie behandeln mich wie eine Verbrecherin. Ich bin in der Fußgängerzone Fahrrad gefahren. Ich fühle mich so klein vor ihnen und bin so wütend, dass ich mit den Tränen kämpfe. Sie sehen nicht mich, sondern eine Ordnungswidrigkeit. Auf einmal steht eine Frau neben mir: "Ich bin ihre Freundin," sagt sie zu den Männern. Sie bleibt die ganze Zeit neben mir. Wie hat diese Frau zu mir gefunden? Wie konnte jemand meine verzweifelte Ohnmacht in dieser geschäftigen Fußgängerzone sehen? Wer konnte sehen, dass ich jetzt genau eine Frau wie diese brauche?" Das Naheliegende im wahrsten Sinne, oft ist es genau das, was uns zu Menschen macht. Das Naheliegende sehen und tun. Die Unmenschlichkeit durchbrechen, einem Menschen die Menschlichkeit wiedergeben, oft geschieht es einfach im Naheliegenden. Nicht im Kopf beginnt unser Menschsein, sondern auf der Straße. Nicht unser Wissen, unser Sehen und Wahrnehmen macht uns zu Menschen. Menschsein, wo uns das Leben dazu drängt. Menschsein, wo uns das Leben dazu auffordert. Vor allem aber Menschsein, wo uns das Leben dazu einlädt. Menschsein ist sehen, einander sehen, das Leben sehen, schon die kleinen Unmenschlichkeiten sehen. "Du bist ein Gott, der mich sieht" (Gen. 16,13), der Bibelvers, der über diesem Jahr steht. Ob darin das tiefste Geheimnis unseres Menschseins liegt? Gott sieht mich. Gott blickt mich an als Mensch. Der Gott, der Mensch ist, läßt mich Mensch werden. Ich sehe, weil Gott mich sieht.  Du bist ein Mensch, den Gott sieht. Manchmal ist Menschsein ganz leicht. Und wenn wir es sind, ist es wunderschön. Die Erfüllung. Wir kommen bei uns selbst an. Eine Welt, die in diesem Jahr wieder mehr zu sich findet, Gott schenke es und gebe uns allen die Kraft dazu.

    J.-W.Henrich, ev. Pfr. in Traben-Trarbach und Wolf

  • Glaube im Alltag 14. Januar 2023_Christiane Friedrich_Neues entdecken

    Neues entdecken

    Kaum hat das Neue Jahr begonnen, ist Abi-Zeit, die Halbjahreszeugnisse werden bald verteilt, der Alltag lässt kaum Muße, Neues zu entdecken. Und doch frage ich mich mit Blick auf das vor uns liegende Jahr: Was gibt es Neues zu entdecken?
    Die erste Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“ stellt „Zwölf Ideen für eine bessere Zukunft“ von Menschen unterschiedlichster Fachrichtungen vor. So antwortet die Philosophin Rosi Braidotti aus Utrecht auf die Frage „Können wir im Einklang mit der Natur leben?“ mit „Ja“. Ihre Entdeckung lautet: Alles ist belebt. Alles bewegt sich, ist schöpferisch und vital. Vom Kleinstlebewesen bis hin zum Menschen. Alle tragen Verantwortung füreinander.
    Das erinnert mich an die Entdeckungen des Biologen Andreas Weber. In seinen Büchern „Biokapital“, „Lebendigkeit“ und „Alles fühlt“ beschreibt er die Angewiesenheit alles Lebendigen aufeinander.
    Genau solche Entdeckungen von Philosph:innen und Biolog:innen fließen in die heutige Schöpfungstheologie und Ökologische Ethik ein: die Schöpfung wird als unverfügbares Geschenk verstanden, alle sind Teil der Schöpfung, alle auf einander angewiesen.
    Auf einer kleinen Wanderung begegnet mir ein junger Mann, der mit einer Kamera eine Schlehenhecke in Augenschein nimmt. Neugierig frage ich ihn, wonach er Ausschau hält. Er erklärt mir, dass er auf den Ästen nach von Faltern abgelegten Eiern sucht. Damit ich eine Vorstellung bekomme, zeigt er mir Bilder eines wunderschönen fast durchsichtigen Falters mit zarter blauer Randzeichnung und zugehörigem korallenförmigen Ei, beides Wunderwerke der Natur. Bei „Jugend forscht“ hat für ihn diese Leidenschaft begonnen, Neues zu entdecken.
    Also bereitet Schule nicht nur auf Abschlussprüfungen vor, sondern regt auch an, Neues zu entdecken. Und auch das neue Jahr hält überraschende Begegnungen bereit und ermöglicht, wie schon im Römerbrief 12,2 empfohlen, mich zu wandeln und Neues zu entdecken.

    Christiane Friedrich,
    Pastoralreferentin für Erwachsenenbildung im Pastoralen Raum Wittlich

  • Glaube im Alltag 7. Januar 2023_Matthias Veit_Mit allen Wassern gewaschen

    Mit allen Wassern gewaschen

    Das Kirchenjahr drückt ganz schön auf die Tube. Eben erst haben wir Weihnachten gefeiert,
    das Kind von Betlehem in der Krippe bestaunt, die Sternsinger auf unseren Straßen gesehen,
    und jetzt, an diesem Wochenende - so nach der Leseordnung der katholischen Kirche - steht
    bereits der erwachsene Jesus vor uns, der sich im Jordanfluss von Johannes taufen lässt.
    Taufe des Herrn heißt denn auch dieser Sonntag im kirchlichen Kalender.
    Ich erinnere mich noch gut. Es hatte vor Jahren in seinen Gemeinden für gehörigen Wirbel
    gesorgt, als einer meiner Mitbrüder aus meinem Weihejahrgang die Kinder „so wie früher“
    taufte, d.h. die kleinen Täuflinge im Taufbecken ganz untertauchte! Ganz untertauchen? Ist
    das nicht gefährlich? Einen solchen Vorgang kannte ich nur aus dem Schwimmbad, wenn wir
    jungen Kerle uns aus lauter Übermut gegenseitig tunkten. Eindrücklich muss diese
    ursprüngliche Ganzkörpertaufe in jedem Fall gewesen sein. Da bekommt man
    augenscheinlich mit, was es heißt „mit allen Wassern gewaschen zu sein“. Normalerweise
    verstehen wir darunter eher etwas Negatives. Da ist einer verschlagen, gerissen,
    unberechenbar; einer, vor dem man sich in Acht nehmen sollte. Heute will ich es bewusst
    anders verstanden wissen. Als Getaufter, als Christin, als Christ, bin ich eingetaucht in die
    Gemeinschaft mit Gott, bin ich „umspült“, umfangen, von Gottes Liebe. Er steht zu mir. Ich
    bin durchtränkt, durchdrungen von seiner guten Kraft, dem Heiligen Geist. Und das kann, ja
    soll ich zeigen. Es gibt so viele Getaufte auf dem Papier. Vielleicht zählen Sie hinzu. Und
    wenn es so ist, dann nicht abtauchen, auftauchen, zu erkennen geben, mit welchem Wasser
    wir gewaschen sind. Wir sind es den Menschen schuldig. Ein anspruchsvolles
    Jahresprogramm.

    Matthias Veit, Pfarrer der Pfarrei Im Wittlicher Tal St. Anna